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Geringe Lern- und Leistungsmotivation

  • Woran erkenne ich, dass mein Azubi nicht motiviert ist?

    Geringe Lern- und Leistungsmotivation erkennt man schnell: Jeder von Ihnen kennt die Situation, dass Ihr Azubi lustlos ist, nicht die erforderlichen Ergebnisse liefert, sich gerne mit allem anderen, nur nicht mit der Arbeit beschäftigt oder auf Arbeitsaufträge abweisend reagiert. Aber: All dies muss nicht zwingend seinen Grund in der vermeintlichen „Faulheit“ des Azubis haben – hinter solchem Verhalten können auch ganz andere Ursachen stecken.

  • Warum strengt sich mein Azubi nicht genug an? Mögliche Ursachen

    Auszubildende mit geringer Lern- und Leistungsmotivation wissen vermutlich nicht, warum sie sich überhaupt anstrengen sollen, was es denn bringt, mehr zu leisten.

    Azubis brauchen klare Ziele, die positive Emotionen hervorrufen und erreichbar sein müssen. Arbeit - wie alles im Leben - macht viel mehr Spaß, wenn man den persönlichen Nutzen erkennt. Und auch die lästigste Aufgabe lässt sich viel leichter bewältigen, wenn man weiß, wofür man es lernt oder tut und was die nächsten Schritte sein werden. Für jeden ist es schwierig, sich voll „reinzuhängen“, ohne zu wissen, was man davon hat!

    Es kann die unterschiedlichsten Ursachen haben, wenn Ihr Azubi nicht die erforderte Leistung oder Lernbereitschaft zeigt. Bitte beachten Sie, dass die folgende Auflistung nur eine exemplarische Auswahl darstellen kann.

    • Es ist dem Azubi gar nicht bewusst, dass es an der nötigen Anstrengung mangelt.
    • Der Ausbildungsberuf ist einfach nicht der Wunschberuf – daher fehlt der Spaß an der Arbeit.
    • Es ist Ihrem Azubi nicht klar, was Sie genau erwarten, weil Qualitäts- oder Quantitätsanforderungen nicht klar definiert sind.
    • Ihrem Azubi ist die Notwendigkeit nicht bewusst. Er oder sie denkt, es „wird schon irgendwie klappen“.
    • Die Anforderungen sind zu hoch oder zu niedrig.
    • Er oder sie vergleicht sich mit anderen, die noch schwächer oder schlampiger sind.
    • Ihr Azubi wird nicht genug gelobt.
    • Ihr Azubi kann eine psychische Verstimmung bis hin zur Depression haben.
    • Der oder die Jugendliche wird zu oft kritisiert.
    • Ihr Azubi hat Angst, sich zu blamieren.
    • Ihr Azubi ist ein anderer Lerntyp und benötigt einen anderen Unterweisungsstil.
    • Häufig sind junge Menschen in ihrem bisherigen Leben auch ohne Anstrengungen „durchgekommen“.
    • Es fehlt ein fachliches oder menschliches Vorbild, auf dass sich Ihr Azubi beziehen kann.
    • Ihr Azubi ist auf sich beziehungsweise das, was er oder sie „geleistet oder bereits durchgestanden hat“ stolz und eventuell der Meinung, dass das reicht. Oder das bereits Erlebte hat einen höheren Stellenwert als die übertragenen Aufgaben.
  • Was kann ich tun, um meine Auszubildenden zu motivieren?

    Generell gilt: „Man muss selber brennen, um andere zu entzünden.“ Denn wer begeistert sich schon für etwas, was lust- und leidenschaftslos vermittelt wurde?

    Es gibt eine Menge Möglichkeiten, Auszubildende zu mehr Lern- und Leitungsbereitschaft zu motivieren. Finden Sie heraus, welche Motivationsart am besten ankommt. Sind Jugendliche intrinsisch motiviert, lernen sie aus Interesse, Freude und persönlichem Bedürfnis heraus. Sind sie extrinsisch motiviert, geht es ihnen darum, beispielsweise gute Noten oder Lob zu erlangen. Vielleicht haben die Eltern auch einen Zuschuss zum Führerschein oder Ähnliches versprochen.

    Ein wesentlicher Motivationsfaktor ist die Ausgestaltung der Ausbildungseinheiten: Wir Ausbilder und Ausbilderinnen kennen alle die Vier-Stufen-Methode. Die Erfahrung zeigt, dass die Stufe eins im Bereich "Vorbereitung des Azubis" (Befangenheit nehmen, Kontakt herstellen, Interesse wecken, Motivation vermitteln) oft zu kurz kommt. Dieser Bereich ist aber genau der, mit dem man junge Menschen „packen“ und begeistern kann: Wer Lust auf die bevorstehende Tätigkeit hat, wird keine geringe Lern- oder Leistungsmotivation haben! Achten Sie aber auch darauf, diesen Bereich nicht nur bei der ersten Unterweisung, sondern auch bei den Trainingseinheiten immer wieder zu aktivieren.

    Versuchen Sie stets, Ihre Ausbildung lebendig und aktiv zu gestalten. Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, Wissen zu vermitteln. Die bekannteste Methode ist der Frontalunterricht, der viele Vorzüge hat, aber dessen Nachteil es ist, dass der Azubi nicht aktiv in die Wissensvermittlung eingebunden ist. Im Betrieb ist dieser Unterricht mit einem langen Monolog zu vergleichen. Versuchen Sie deshalb häufiger, Ausbildungseinheiten zu wählen, die Ihren Azubi aktiv mit einbinden, beispielsweise durch die Projektmethode oder den Lernauftrag.

    Neben der lernförderlichen Gestaltung der Ausbildungseinheiten gibt es aber auch grundsätzliche Möglichkeiten, Ihren Azubi zu mehr Lernbereitschaft und Leistung zu motivieren:

    • Zeigen Sie doch einfach einmal selbst mehr Leidenschaft. Berichten Sie von spannenden Seminaren, Tätigkeiten oder Fällen aus der Praxis (gerne auch über Fälle, die mal „schiefgegangen“ sind und was Sie getan haben, um alles noch zu „retten“).
    • Überdenken Sie auch immer wieder einmal kritisch Ihren Unterweisungsstil.
    • Vereinbaren Sie im Einzelgespräch Ziele mit Ihrem Azubi. Fragen Sie: „Was brauchen Sie für den Erfolg?“ Vereinbaren Sie dabei aber nicht zu große Ziele, sondern besser zwei oder drei kleinere Ziele mit einer Mischung aus leichten und schwierigen Aufgaben. (Zielvereinbarung)
    • Förderlich ist es auch, in der Gemeinschaft Gruppenziele zu erarbeiten, mit denen sich alle identifizieren können. Dabei soll es nicht ausschließlich um fachliche Ziele gehen, sondern z.B. um das gemeinsame Erarbeiten von Regeln zur Erleichterung des Arbeitsalltags. Dies stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl und den Teamgeist. Ein weiterer Vorteil: Azubis halten sich eher an Regeln, die sie selbst mitgestaltet haben. Wichtig ist dabei, tatsächlich alle Azubis mit einzubeziehen.
    • Theoretische und/oder fachliche Paten und Patinnen im Betrieb können die Azubis individuell unterstützen.
    • Schaffen Sie eine angenehme Lernatmosphäre, z.B. frische Luft, einen ergonomischen Arbeitsplatz und genügend Raum, um sich zu bewegen.
    • Um Ihren Azubi besser verstehen zu können, kann es auch sinnvoll sein, die Eltern einzuladen. Um das Vertrauensverhältnis nicht zu gefährden, sollten Sie das jedoch immer vorher mit Ihrem Azubi abstimmen – wenn er über 18 ist, müssen Sie das sogar.

    Klar ist jedoch: Sie können die Lern- und Leistungsmotivation Ihres Azubis nur in Grenzen beeinflussen. Ändert sich trotz aller Bemühungen Ihrerseits nichts, kann die Ursache vielleicht auch eine ganz andere sein. Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Azubi und beobachten Sie ihn oder sie genau. Vielleicht können Sie sich gemeinsam der Ursache nähern und Abhilfe schaffen. Scheuen Sie sich nicht, auch externe Unterstützung einzubeziehen.

  • Wie machen es die Anderen? Erfolgreiche Lösungsansätze aus der Praxis

  • Hier finde ich Hilfe: Beratungs- und Unterstützungsangebote

    • (Ausbildungsbegleitenden Hilfen)
    • Wenden Sie sich an die Ausbildungsberatung der zuständigen Stelle, auch eine Kooperation mit der Berufsschule (Fach-, Klassen-  oder Vertrauenslehrerinnen und -lehrer) ist sinnvoll.

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