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Verunsicherung leistungsstarker Jugendlicher

  • Was können die Gründe sein, dass Studierende ihr Studium beenden?

    Hohe Anforderungen der Studieninhalte und Nicht-Bestehen der Prüfung sind mit 31 % laut einer Studie der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) die häufigsten Gründe, ein Studium vorzeitig abzubrechen. Aber auch mangelnde Studienmotivation, weil vielleicht die Studieninhalte und Studienbedingungen nicht den Erwartungen entsprechen, spielt eine große Rolle. Viele Studierende geben zudem finanzielle Probleme und müssen neben dem Studium noch arbeiten, was sich negativ auf ihren Studienerfolg ausgewirkt hat.

    Wenn sich junge Erwachsene entscheiden, ein Studium abzubrechen, gibt es also gute Gründe dafür und die Entscheidung wurde in den meisten Fällen wohlüberlegt getroffen.

  • Warum können leistungsstarke Jugendliche in ihrer Situation des Neustarts verunsichert sein?

    Die Entscheidung, eine Berufsausbildung zu beginnen und praktisch zu arbeiten, ist für Studienabbrecher/-innen zunächst einmal schwer, weil dies in ihrer Lebensplanung nicht vorgesehen war. Studierende verbringen zunächst ca. drei Jahre im Bachelor-Studiengang und müssen häufig noch ein bis zwei Jahre zusätzlich für einen Master-Abschluss dazurechnen, bevor sie sich um einen Arbeitsplatz kümmern müssen.

    Ein lange geplantes Studium abzubrechen, bedeutet für die Betroffenen oft persönliches Scheitern, weil die Erwartungen an die eigene Leistungsfähigkeit nicht erfüllt wurden. Wenn auch das Umfeld der Freunde und Familie stark an akademischen Abschlüssen orientiert ist, fällt es besonders schwer, einen anderen Weg einzuschlagen. Oft wird ein abgebrochenes Studium mit der Gefahr des sozialen Abstiegs verknüpft. Die Unkenntnis der betrieblichen Arbeit und der fehlende Bezug zur Arbeitswelt tragen außerdem zur Verunsicherung bei.

    Die Entscheidung, in einen Ausbildungsbetrieb einzutreten, bedeutet für viele eine Veränderung ihres sozialen Umfelds. Hier treffen sie auf andere Auszubildende, die einige Jahre jünger und oft noch nicht volljährig sind. Persönliche Interessen und Erfahrungen können sich sehr unterscheiden. Als junge Erwachsene sind sie gefordert, sich auf die neue Kolleginnen, Kollegen und Vorgesetzten einzustellen, die oft keine Akademiker/-innen sind und eine andere soziale Herkunft haben als sie selbst.

    Eine Berufsausbildung ist oft mit körperlicher Arbeit verbunden. Für Studierende ist dies meist keine erstrebenswerte Tätigkeit. Andererseits schätzen Studienabbrecher/-innen, die an der Theorielastigkeit der Hochschulen gescheitert sind, die praktische Arbeit und die sichtbaren Resultate umso mehr. Dass qualifizierte körperliche Arbeit Teil der in Deutschland auch sozial hoch anerkannten Facharbeit ist, müssen Studienabbrecher/-innen erst selbst erfahren.

  • Was können Sie tun, um leistungsbereiten Jugendlichen Sicherheit zu geben und ihre Potenziale zu nutzen?

    Klären Sie zunächst einmal in einem persönlichen Gespräch, warum es zum Studienabbruch kam und welche Studieninhalte den Studierenden besonders schwergefallen sind. Fragen Sie auch nach der Motivation der ehemaligen Studierenden, nun eine Ausbildung zu beginnen. Klären Sie vorher die unterschiedlichen Ausbildungsmöglichkeiten im Betrieb und den Nutzen eines Praktikums zur Orientierung. Soll die beendete Studienrichtung in der Ausbildung weiterverfolgt werden (Technik, IT, …) oder eine ganz neue, den Neigungen des oder künftigen Auszubildenden entsprechende Richtung eingeschlagen werden (Logistik, Marketing, Verkauf, Kundendienst, …)? Nehmen Sie den Studienabbrecher/-innen die Angst, noch einmal zu "versagen". Erläutern Sie die Prüfungsanforderungen eines geeigneten Ausbildungsberufs und stellen Sie Verbindungen zu den Vorerfahrungen der Studienabbrecher/-innen her.

    Wenn sich die Bewerber/-innen für eine Ausbildung entschließen, sind sie berufsschulpflichtig und muss an der Berufsschule auch Leistungsnachweise erbringen. Der Berufsschulunterricht kann (abhängig vom Studienfortschritt) zur Unterforderung für ehemalige Studierende führen, wenn sie den Lehrstoff schon aus dem Studium kennen. Diese Situation und die Volljährigkeit führen dann eventuell zu disziplinarischen Problemen im Berufsschulunterricht. Machen Sie den Bewerber/-innen klar, dass Berufsschulzeit Arbeitszeit ist und auftretende Probleme besprochen werden müssen.

    Zeigen Sie auch die Möglichkeiten eines dualen Studiums auf. Die Kombination von Berufsausbildung und Bachelor-Abschluss bietet mehr Praxisanteile, aber auch eine höhere Verdichtung der Theorie an der Hochschule. Je nach Interessenlage kann diese Kombination eine attraktive Alternative zum klassischen Studium sein, weil sie die Theorie durch den Praxisbezug im Betrieb leichter verständlich macht.

    Für leistungsstarke junge Erwachsenen kann es schon ein Anreiz sein, sich besonders in der Berufsausbildung zu engagieren, wenn sie wissen, dass sie allein aufgrund des vorhandenen Abiturs die Ausbildungszeit verkürzen können und zusätzlich Studieninhalte auf die Prüfung angerechnet werden. Damit kann ein Teil der schulischen Anstrengungen der Studienabbrecher/-innen doch noch Früchte tragen. Durch eine weiterführende Aufbauqualifizierung ist es oft möglich, innerhalb von wenigen Jahren das Wissen und Können der beruflichen Praxis noch weiter auszubauen. Wenn Ihr Betrieb Studienabbrecher/-innen gezielt auf höhere Fach- und Führungsaufgaben vorbereiten will, zeigen Sie diese Wege auf und erläutern Sie die Unterstützung, die Auszubildende vom Betrieb erhalten, wenn sie sich auf eine längerfristige Karriereplanung einlassen.

    Unterstützen Sie Studienabbrecher/-innen dabei, sich gut in die Gruppe der Kolleginnen, Kollegen und Mit-Azubis zu integrieren, falls sie es allein nicht schaffen. Gehen Sie offen mit der Situation um, in der sich der neue Kollege oder die neue Kollegin befindet. Wenn die Ausbildungszeit verkürzt wird, sollen alle anderen Auszubildenden wissen, dass der neue Kollege oder die neue Kollegin zusätzliche Aufgaben übernimmt, aber sonst keine Sonderstellung hat.

    Studienabbrecher/-innen können innerhalb einer Gruppe Auszubildender auch die Rolle von Paten übernehmen, die den Berufsschulstoff nachbereiten und üben. Damit wird das Wissen der Studienabbrecher/-innen wertgeschätzt, die Integration in die Gruppe funktioniert besser und der/die Ausbilder/-in kann entlastet werden.

    Geben Sie leistungsstarken Auszubildenden "Sonderaufgaben", die ihnen einen Einblick in unterschiedliche Abteilungen Ihres Betriebs bieten und Kontakte zu Fach- und Führungskräften ermöglichen (Mitarbeit in Projekten, Kontakt zu Auslandsstandorten, …). Viele interessante Tätigkeiten im Betrieb lassen sich nach einer Aufstiegsfortbildung (Meister-, Technikerschule, Weiterbildung zum/zur Fachwirt/-in, Ausbilder/-in oder Weiterbildungspädagoge/-pädagogin, …) ohne Studium ausüben. Sonderaufgaben, die z.B. kommunikative Fähigkeiten, sicheren Umgang mit Kunden, schriftliche Ausarbeitungen erfordern, können ebenfalls gut von Auszubildenden mit Studienerfahrung übernommen werden.

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