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Fehlender Bezug zur Arbeitswelt Leistungsstarke Azubis

  • Woran liegt es, dass vielen leistungsstarken jungen Erwachsenen der Bezug zur Arbeitswelt fehlt?

    Jugendliche, die nach Abschluss der Hauptschule oder Realschule eine Ausbildung absolvieren möchten, werden bereits in sehr jungen Jahren mit wesentlichen Entscheidungen zu ihrer beruflichen Zukunft konfrontiert:

    • Welchen Beruf möchte ich später ergreifen?
    • Welchen Schulabschluss brauche ich dafür?
    • Welche Qualifikationen muss ich zusätzlich mitbringen?

    Die Berufsvorbereitung an Haupt-, Mittel- und Realschulen unterstützt die Jugendlichen durch Praktika und entsprechende Schulfächer dabei, diese Fragen zu beantworten, und bereitet meist auf eine berufliche Ausbildung vor. Hat ein/-e Abiturient/-in vor dem Studium ausschließlich das Gymnasium besucht, fehlt diese Vorbereitung oft.

    Untersuchungen belegen, dass insbesondere die eigenen Eltern gerade beim Thema Berufswahl für die Mehrheit der Jugendlichen immer noch die wichtigsten Ansprechpersonen sind. Kommen Studienabbrecher/-innen aus einer Akademikerfamilie, fehlt diese Erfahrung auch vonseiten der Eltern.

    Abiturientinnen und Abiturienten, die vor Studienbeginn ausschließlich das Gymnasium besucht haben und keine berufsvorbereitenden Angebote wahrnehmen konnten, können dementsprechend oft überhaupt keine Vorstellung davon haben, was sie in der Arbeitswelt tatsächlich erwartet. Kurze Praktika in der Oberstufe geben allenfalls Einblick in das Arbeitsumfeld akademischer Berufe. Die künftigen Auszubildende haben sich also sowohl in der Schule als auch durch die Studienwahl bewusst auf eine akademische Laufbahn konzentriert, die auf anspruchsvolle, selbstverantwortliche und hoch qualifizierte Tätigkeiten in Management, Forschung, Entwicklung, Produktionssteuerung und mit Verantwortung für Menschen und Systeme vorbereitet.

    Dass eine Berufsausbildung ebenfalls hohe Ansprüche an fachliches Können, soziale und methodische Fähigkeiten stellt und viele Möglichkeiten bietet, persönliche Interessen und Neigungen einzubringen, wissen ehemalige Studierende häufig nicht.

    Umso wichtiger ist es für junge Menschen, Beratung und Unterstützung zu erhalten, in erster Linie durch eine Berufsberatung oder einen Ausbildungsbetrieb. Praktika und weitere Möglichkeiten der Berufsorientierung vor der Aufnahme einer Ausbildung haben deshalb eine besonders hohe Bedeutung, wenn es darum geht, einen Bezug zur Arbeitswelt herzustellen und Hilfen zur Neuorientierung zu geben.

  • Was bedeutet dies für den Umgang mit Ihren Azubis?

    Durch einen offenen und direkten Austausch untereinander vermeiden Sie Missverständnisse sowie das Aufkommen von Vorbehalten und Problemen.

    Im Studium lernt man, selbstständig und eigenverantwortlich zu arbeiten und zu entscheiden. Im Betrieb gibt es aus organisatorischen Gründen einen festen Rahmen der Arbeits- und Pausenzeiten, Arbeitsabläufe sind festgelegt und es wird häufig im Team gearbeitet. Machen Sie den jungen Erwachsenen klar, wie wichtig der vertrauensvolle Umgang im Team und die Zusammenarbeit mit anderen ist. Grenzen Sie ab, wie viel selbstständiges Arbeiten Sie erwarten und welche Entscheidungen mit den Vorgesetzten abgestimmt werden müssen.

    Die Integration in eine Ausbildungsgruppe kann dadurch erschwert sein, dass der oder die Auszubildende schon einige Jahre älter und reifer als andere Azubis ist. Es ist aber auch gleichzeitig eine Chance: Reifere Auszubildende können individuelle Stärken (z.B. in Mathematik oder Physik, im sprachlichen Ausdruck oder selbstständigem Arbeiten) zur Unterstützung der anderen Azubis einsetzen. Sie übernehmen damit eine Rolle, die von allen Beteiligten geschätzt wird, und entwickeln die eigene Sozialkompetenz weiter. Andererseits sollten sie keine "Sonderbehandlung" bekommen und es muss klar sein, dass allgemeine Verhaltensregeln und Arbeitsordnungen für alle gelten.

    Im Verhältnis zum Ausbilder oder zur Ausbilderin entsteht aufgrund des geringeren Altersunterschieds und der Vorbildung oftmals ein Verhältnis auf Augenhöhe. Hier gilt es, die Balance zwischen partnerschaftlichem Miteinander und Distanz in der Rolle der Führungsperson des Ausbilders oder der Ausbilderin zu halten.

    In der fachpraktischen Ausbildung haben Studienabbrecher /-innen oft die gleichen Voraussetzungen und Schwierigkeiten wie andere Azubis. In der Fachtheorie bringen sie jedoch Vorkenntnisse aus der Schule und aus dem Studium mit, die zu einer Unterforderung der leistungsstarken Jugendlichen führen können. Nutzen Sie diese Stärken zur Unterstützung anderer Auszubildenden, die Nachhilfe und zusätzliche Übung benötigen (siehe auch Verunsicherung von leistungsstarken Jugendlichen)

    In vielen Berufen ist die körperliche Arbeit zunächst eine Umstellung oder sogar eine Belastung für ehemalige Studierende. Das gilt aber für genauso für andere Azubis und wird meist nach wenigen Wochen überwunden.

    Geben Sie leistungsfähigen Auszubildenden Sonderaufgaben, die ihnen Einblick in andere Firmenbereiche und Zuständigkeiten geben. Dies gilt besonders, wenn Sie bemerken, dass sie mit den fachlichen Inhalten der Ausbildung gut vorankommen. Ziel ist es, ein möglichst breites Wissen über die betrieblichen Abläufe zu erlangen, was eine spätere Orientierung auf Fach- und Führungsaufgaben erleichtert. Denn meistens sind höher qualifizierte Aufgaben im Betrieb das Ziel leistungsstarker Studienabbrecher/-innen. Wenn Ihr Betrieb Menschen sucht, die Führungsaufgaben übernehmen wollen, stellen ehemalige Studierende ein großes Potenzial dar. Zeigen Sie deshalb frühzeitig Aufstiegsmöglichkeiten auf und welche Fort- und Weiterbildungen dazu notwendig sind. Schätzen Sie ihre Stärken ein und ermutigen Sie sie, gegebenenfalls auch eine neue berufliche Richtung einzuschlagen, z.B. als ehemalige/-r Maschinenbauer/-in im Vertrieb zu arbeiten oder individuelle handwerkliche Fertigkeiten und Interessen in einem Ausbildungsberuf zu perfektionieren.
    Motivierte Studienabbrecher/-innen werden Sie auf diese Weise in kurzer Zeit gut in Ihren Betrieb integrieren können.

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