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Willkommenskultur gestalten

  • Ich habe einen Geflüchteten Menschen angestellt. Wie kann ich ihn ins Team integrieren?

    Sie haben einen geflüchteten Menschen im Bewerbungsgespräch kennengelernt. Im Idealfall hat er bereits ein Praktikum bei Ihnen absolviert. Eine gewisse Vertrautheit ist dann bereits entstanden. Eventuell ist er im Betrieb bei den Kolleginnen und Kollegen also schon bekannt. Wenn ja, sollte diese Vertrautheit ausgebaut werden. Wenn nicht, ist es ganz wichtig, den Flüchtlingen in den Betrieb zu integrieren. Wie kann das gelingen?

    Eine Integration ins Team und in den Betrieb kann durch einfache Mittel gefördert werden.

    Beispielsweise kann ein Ausbildungspate als Ansprechpartner für den Geflüchteten zur Verfügung stehen. Ideal sind möglichst gleichaltrige, erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese können Geflüchteten im Betrieb die einfachen Fragen des Alltags beantworten. Lassen Sie sich zu Beginn Zeit bei der Einführung in den Betrieb. Die Zeit, die sie am Beginn investieren, sparen Sie sich am Ende, weil von Beginn an viele Fragen beantwortet wurden.

    Auch eine gemeinsame Mittagspause im Team kann für die Integration sehr förderlich sein. Sie stärkt zudem den Zusammenhalt des gesamten Teams, was sich positiv auf das gesamte Betriebsklima auswirkt. Eine weitere Möglichkeit sind gemeinsame Betriebsausflüge o. Ä.

    Wenn einzelne Mitarbeiter/-innen regelmäßig in einen Sportverein gehen, motivieren Sie sie dazu, dass sie die geflüchtete Auszubildende in den Verein mitnehmen. Dies ist ein sehr effizienter Weg, nicht nur Flüchtlinge ins Team zu integrieren, sondern den Zusammenhalt und den Teamgeist ihrer gesamten Belegschaft zu erhöhen.

    Auch ein Gruß in der jeweiligen Landessprache kann zu einem starken Willkommensgefühl führen und bedeutet für Sie keinen hohen Aufwand. Wenn dann ein Guten-Morgen-Gruß von Geflüchteten zurückkommt, ist das bereits ein wichtiger Schritt der Integration, an den sich anknüpfen lässt.

  • Was mache ich, wenn ein geflüchteter Azubi mich nicht versteht?

    Viele der Geflüchteten, die eine Ausbildung beginnen, haben bereits Sprachkurse durchlaufen. Das heißt, sie befinden sich auf einem Sprachniveau von B1 bis C2 nach europäischem Referenzrahmen (siehe dazu den Wissensbaustein "Sprachniveaustufen"). Trotzdem  kann es passieren, dass Sie nicht verstanden werden. Wie gehen Sie am besten damit um?

    Sprechen Sie bereits zu Beginn der Ausbildung offen darüber, dass es nicht schlimm ist, wenn Geflüchtete etwas nicht verstehen. Wiederholen Sie diese Aussage häufiger. Das senkt die Hemmschwelle, ein Missverständnis offen anzusprechen. Denn ist ein Missverständnis erst einmal  entstanden und führt bei Ihnen zu Verärgerung, wird die geflüchtete Person in Zukunft noch gehemmter sein, nachzufragen, bevor er sie erneut verärgert. Es ist also besser, von Anfang an offen darüber zu reden - und nicht erst dann, wenn Missverständnisse zu Verärgerung führen.

    Wenn Sie merken, dass Sie oft nicht verstanden werden, sollten Sie versuchen, Übersetzungen zu finden. Mithilfe von Wörterbüchern, Bildwörterbüchern oder Online-Übersetzungshilfen können geflüchtete Azubis ein Wörterbuch mit den wichtigsten Wörtern zusammenstellen und so wichtige Vokabeln des Alltags im Betrieb lernen. Oder Sie erstellen eine Liste mit den deutschen Begriffen, die Auszubildende kennen müssen. Diese suchen dann die passenden Übersetzungen und wissen beim nächsten Mal, was Sie meinen.

    Gute Hilfen im Internet sind hierbei:

    Vermeiden Sie, wechselnde Formulierungen und Schachtelsätze. Je vertrauter eine Formulierung ist, desto besser verstehen Auszubildende sie. Je konsequenter Sie ähnliche Formulierungen verwenden, desto eher werden Sie verstanden, wenn es darauf ankommt.

    Haben Sie ein hohes Sprechtempo? Versuchen Sie es zu verringern, wenn Sie merken, dass Sie nicht verstanden werden. Viele Flüchtlinge sind gut im Deutschen, ein hohes Sprechtempo ist jedoch deutlich schwerer zu verstehen. Dies liegt vor allem daran, dass Deutsch eine sehr "harte" Sprache ist. Deswegen sind bei einem hohen Sprechtempo die Silben akustisch nur schwer auseinanderzuhalten.

    Führt all das zu keinem Erfolg, wenden Sie sich an die Agentur für Arbeit oder das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Diese ermöglichen unter Umständen einen berufsbegleitenden Sprachkurs (siehe dazu den Wissensbaustein "Sprachkurse").

    Es ist ein langer Prozess, die Fachbegriffe aus Handwerk und Industrie zu lernen. Haben Sie dafür Verständnis. Aber machen Sie geflüchteten Azubis auch deutlich, wie wichtig es ist, die Fachbegriffe zu beherrschen. Motivieren Sie sie, dafür zu lernen. Vielleicht haben Sie die Möglichkeit, ihnen nach Feierabend ein Büro zur Verfügung zu stellen, um sie in Ruhe an einem PC lernen zu lassen. Viele Geflüchtete haben keinen PC und zu Hause wenig Ruhe - vor allem, wenn sie Familie haben, in einem Flüchtlingsheim wohnen oder sich keinen PC leisten können. Deswegen ist das Büro für sie unter Umständen ein guter Platz, um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. So ist es auch möglich, Fragen direkt an Sie zu richten, wenn Sie im Betrieb sind.

  • Was mache ich, wenn kulturelle Unterschiede auftreten?

    Andere Länder - andere Sitten. Doch was ist zu tun, wenn das im Betrieb offenbar wird? Bildet man geflüchtete Azubis aus, können kulturelle Unterschiede deutlich werden. Möglicherweise kommt jemand zu spät, weil er es aus der Heimat gewohnt ist, dass man das darf. Oder ein Azubi isst während des Ramadans tagsüber nicht.

    Wichtig ist, solche Themen frühzeitig offen anzusprechen. Beachten Sie dabei aber, dass in wenigen Kulturen Probleme so offen angesprochen werden wie in Deutschland. Fragen Sie deshalb nach, warum jemand etwas tut, was Ihnen auffällt. Erscheint ein Azubi zu spät zur Arbeit, muss das nicht daran liegen, dass er es nicht anders kennt. Eventuell gibt es organisatorische Gründe, die sich durch ein Gespräch lösen lassen.

    Nur durch einen Austausch über die Gründe des Verhaltens lässt sich ein gegenseitiges Verständnis erreichen. Erklären Sie, wie wichtig es ist, sich auf Mitarbeiter/-innen verlassen zu können, und dass sie deswegen pünktlich sein müssen.

    Manche Muslime legen ihren Glauben auch weniger streng aus, als wir das manchmal pauschal annehmen. Fragen Sie also beispielsweise nach, wer den Ramadan wie auslegt und wie sie einander entgegenkommen können.

    Wichtig ist, Dinge offen anzusprechen, ohne verletzend oder übergriffig zu werden. Dann kann in den meisten Fällen ein Kompromiss gefunden werden, mit dem beide Seiten zufrieden sind.

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