Geringe Lern- und Leistungsmotivation

Auf einen Blick

Unternehmen: Klartext e.V.
Name: Manuela Siewert
Funktion: Ausbildungsleitung
Branche: Friseur
Mitarbeiter: 5, Auszubildende: 12-15


Praxisbeispiel

„Ich übernahm ein Mädchen aus einem anderen Betrieb ins zweite Ausbildungsjahr. Sie arbeitete sich gut und schnell ein und übernahm selbstständig alle anfallenden Aufgaben. Ihr Umgang mit Kunden war herzlich, ihre fachlichen Leistungen am Kunden waren in Ordnung.

Nach einiger Zeit bat ich sie entsprechend ihrem Lehrjahr um einen komplett gewickelten Trainingskopf. Sie fing an, doch nach etwas zehn Wicklern hörte sie auf und wickelte wieder ab, ohne dass ich das Ergebnis sehen konnte. Sie sagte, es sei nicht ordentlich genug gewesen, um es mir zu zeigen. Darauf erwiderte ich, dass mir das Üben des Wickelns wichtiger sei als die Schönheit des Ergebnisses, die mit der Schnelligkeit dann von alleine käme. Doch mein Mädchen drückte sich, wo sie nur konnte, übernahm sogar freiwillig die meisten Arbeiten auf der Putzliste. Immer wieder sagte ich zu ihr, dass es mir wichtiger sei, wenn sie trainiert, als dass sie putzt. Doch sie wich immer wieder aus. Ich sah mir das noch eine Zeit an, dann bat ich sie zu einem Gespräch. Dabei stellte ich ihr die Frage, wovor sie den Angst habe: Sie wolle doch Friseurin und nicht Putzfrau werden.

Sie sagte, dass das Ergebnis immer so hässlich werde, obwohl sie sich sehr bemühte. Außerdem müsste sie es doch schon längst beherrschen: es sei ihr sehr peinlich, dass sie es nicht könne. Ich vereinbarte daraufhin mit ihr, dass ich mir die Zeit nehmen würde, um es ihr mit allen Tipps und Tricks richtig zu zeigen. Und ich versprach, bei ihr stehen zu bleiben, um ihre Fehler gleich zu verbessern. Ich bestätigte sie, in dem ich sagte, dass ja jeder einzelne Wickler zählt und nicht nur das Gesamtbild.

Nachdem ich ihre Technik verbessert hatte, stellte ich ihr die Aufgabe, immer nur 15 Wickler zu erarbeiten, denn ein ganzer Kopf sei viel zu anstrengend für Anfänger. Anschließend reduzierte sie auf meine Vorgabe hin schrittweise die Zeit, die ihr dafür zur Verfügung stand.

Von da an übte sie von alleine, und die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Ich achtete trotzdem verstärkt darauf, dass sie in meinem Blickfeld trainierte, um ihr schneller helfen zu können, ohne dass sie zuerst zu mir hätte kommen müssen.“

 
 
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