Selbstverletzendes Verhalten (SVV) beschreibt eine Reihe von Verhaltensweisen, bei denen sich Menschen absichtlich Verletzungen oder Wunden zufügen. SVV kann den Betroffenen helfen, sich selbst zu spüren und zu sich zu kommen. Darüber hinaus dient es dem Spannungsabbau oder aber der Selbstbestrafung. SVV kann bei starken seelischen Konflikten(beispielsweise Verlust oder Entzug von familiärer Nestwärme, sexuellem Missbrauch, Ausgrenzung oder Mobbing durch Freunde/Gleichaltrige) und Erkrankungen (u. a. Persönlichkeitsstörungen, Depression, Zwang) auftreten. Obwohl SVV vermehrt bei Jugendlichen mit psychischen Problemen auftritt, ist es auch eine „Mode“, die vorübergehend im Jugendalter auftritt und nicht automatisch Zeichen einer psychischen Erkrankung sein muss. Es wird geschätzt, dass sich in Deutschland rund eine Million Menschen selbst verletzen, wobei überwiegend weibliche Personen betroffen sind.
Es gibt verschiedene Arten der Selbstverletzung. Betroffene nutzen meist mehrere Varianten. Häufige Arten des SVV sind:
Häufige Ursachen von Selbstverletzung sind:
Es gibt folgende mögliche Funktionen der Selbstverletzung:
Oft sind Jugendliche erleichtert, wenn sie ihre Selbstverletzungen, die auslösenden Konflikte und die daraus resultierende Scham nicht mehr allein mit sich herumtragen müssen. Anhand welcher Hinweise und Warnsignale können Sie als Ausbilder SVV erkennen?
Wenn Sie Zweifel an den Aussagen des Jugendlichen zum SVV haben (weil er Selbstverletzungen aus Scham verschweigt oder bei geringer Selbstfürsorge herunterspielt), seien Sie nicht der Detektiv, sondern motivieren Sie ihn/sie, ärztliche oder psychotherapeutische Hilfe zu suchen. Fachleute können das Ausmaß und die Schwere der zugefügten Verletzungen besser einschätzen (Beginn, Häufigkeit, Formen, Lokalisationen, Ausmaß, Schwere, Absicht, Auslöser, Funktionen und Ablauf des SVV, aber auch Lebenskrisen, sonstiges Risikoverhalten, Familienanamnese, Ressourcen des Jugendlichen) und anschließend ein Behandlungsangebot machen. Investigatives Verhalten schwächt die Vertrauensbasis zwischen dem Jugendlichen und Ihnen.
Selbstverletzungen können ein Hilferuf sein. Auch wenn Sie nicht wissen, warum Ihr Azubi sich selbst verletzt, sind Sie gefordert. Sich selbst verletzende Jugendliche benötigen psychologische und medizinische Unterstützung. Sprechen Sie Ihren Azubi darauf an, dass Sie sich Sorgen machen und dass Sie möchten, dass es ihm oder ihr gut geht. Unterstützen Sie Ihren Azubi dabei, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und bleiben Sie in Kontakt miteinander. Ihre Handlungsmöglichkeiten im Einzelnen: