Leistungsstarke Auszubildende sind so etwas wie ein "Extrabonbon": für ihre Ausbilder und auch für die weitere Perspektive des gesamten Unternehmens.
Oft wissen Ausbilder schon bei der Vertragsunterzeichnung, dass sie einen richtig guten Kandidaten vor sich haben. Gerne lassen sie sich aber auch von der Performance des Azubis positiv überraschen: Hier ist einer, der mehr will und kann.
Besonders für solche Nachwuchskräfte sind zusätzliche Lerneinheiten und Zertifikate während der Berufsausbildung interessant: die "Zusatzqualifikationen".
Schon bei der Akquise von Bewerbern ist es für ein Ausbildungsunternehmen ein Vorteil, etwas "außer der Reihe" anbieten zu können. Es kann zum Beispiel punkten, wenn es berufsrelevante Fremdsprachen- oder Computerkenntnisse oder spannende Spezialisierungen vermittelt. Wer ambitionierten Nachwuchskräften Zusatzqualifikationen anbietet, hat im Rennen um die besten Köpfe die Nase ein Stück weit vorn.
Auch fachlich kann das Unternehmen davon profitieren. Zusätzlicher, frischer Input bereichert die Arbeit des gesamten Teams. Und es ist auch unmittelbar hilfreich, wenn die Auszubildende etwa einen Anruf souverän in einer Fremdsprache entgegennimmt.
Nicht zuletzt kann der Ausbilder während der zusätzlichen Lerneinheiten und durch die abschließenden Prüfungen feststellen, ob der Azubi wirklich so gut und so zäh ist, wie er vermutet.
Der Azubi kann zusätzlich etwas lernen, das seinem Unternehmen, aber natürlich auch ihm selbst nützt. Das persönliche Spektrum wird erweitert. Eine Hotelfachfrau kann etwa als zertifizierte "Barmixerin" vor Gästen und im Freundeskreis glänzen, ein Kaufmann für Büromanagement mit Know-how im internationalen Marketing.
Zusatzqualifikationen schließen mit Prüfungen ab und werden von der jeweils zuständigen Kammer zertifiziert. Der noch junge - und damit auch schlanke - berufliche Lebenslauf erhält damit einen zusätzlichen "Hingucker" für Personalentscheider. Bei späteren Bewerbungen kann das für den jungen Berufstätigen durchaus den Unterschied ausmachen.
Oft sind leistungsstarke Auszubildende sehr daran interessiert, ihre Ausbildungszeit zu verkürzen. Wo das betrieblich nicht gewünscht oder nicht möglich ist, können Zusatzqualifikationen die Zufriedenheit der Betroffenen erhöhen. Zusatzqualifikationen sind exklusiv den Auszubildenden vorbehalten, später also nicht mehr möglich.
Zusatzqualifikationen sind als mögliche Option im Berufsbildungsgesetzes (BBiG) fest verankert. Gemeinsam ist allen Zusatzqualifikationen, dass sie parallel zur Ausbildung stattfinden.
Es gibt eine ganze Bandbreite von Angeboten, die sich in Qualität, Aufwand, Stundenumfang und Kosten voneinander unterscheiden. Besonders verbreitet sind internationale Qualifikationen, Qualifikationen in Technik und IT sowie kaufmännisches Know-how. Anbieter sind Berufsschulen, Kammern, Firmen, Verbände oder Weiterbildungseinrichtungen.
Den Großteil der Zusatzqualifikationen gibt es nur in bestimmten Regionen. Das macht sie quicklebendig: Bildungsziele und Lehrgangsorganisation sind auf die Nachfrage vor Ort zugeschnitten. Sie werden von den Anbietern selbst entwickelt und unmittelbar umgesetzt.
Eine Zusatzqualifikation sollte in ihrem Umfang zum Lernziel und zum Alltag des Azubis passen. Das heißt, dass der Zeitaufwand nicht so groß sein darf, dass er den Teilnehmenden über einen langen Zeitraum komplett in Beschlag nimmt. Damit eine Bescheinigung über eine Zusatzqualifikation Hand und Fuß hat, müssen relevante Kompetenzen auch wirklich erworben werden. Zusatzqualifikationen sind in der Regel nicht kürzer als 50 und nicht länger als 500 Stunden.
In einigen Berufen gibt es auch Zusatzqualifikationen, die in der Ausbildungsordnung festgeschrieben sind: die sogenannten "kodifizierten Zusatzqualifikationen". Sie werden von allen zuständigen Kammern geprüft. Diese Möglichkeit haben zum Beispiel Buchhändler, Medientechnologen Siebdruck und Druck, Musikfachhändler, Textilgestalter, Tourismuskaufleute und Kaufleute für Büromanagement. Die Inhalte werden ausschließlich vom ausbildenden Unternehmen vermittelt.
Für alle Fragen zu Zusatzqualifikationen ist die Kammer, die für das Ausbildungsverhältnis zuständig ist, die erste Ansprechpartnerin. Sie informiert über die bestehenden Angebote und kann auf Initiative der Unternehmen auch neue Zusatzqualifikationen entwickeln.
Informationen und eine Datenbank zu Zusatzqualifikationen gibt es unter www.ausbildungplus.de.