Als Führungsstil bezeichnet man die Art und Weise, wie Sie als Ausbilder oder Ausbilderin im Unternehmen mit ihren Azubis umgehen. Diese Umgangsweise variiert abhängig von Ihren eigenen Charaktereigenschaften, aber auch je nach Art des Unternehmens. Eine "gute" Führung sollte darüber hinaus auch den einzelnen Azubis und der jeweiligen Situation entsprechen.
Autorität zu besitzen bedeutet, dass Menschen einem folgen. Um dies zu erreichen, gibt es verschiedene, durchaus konträre Führungsansätze, wobei jeder – richtig angewandt – seine Daseinsberechtigung hat. Im Allgemeinen unterscheidet man drei grundlegende "klassische" Führungsstile: den autoritären, den "Laissez-faire"- und den partnerschaftlichen Führungsstil.
Diese Führungsstile haben folgende Vorteile:
Ist Autorität ein direktes Resultat eines autoritären Führungsstils? Nein, insbesondere junge Menschen reagieren auf den autoritären Führungsstil oft mit Abwehr, aggressivem und feindseligem Verhalten, mit Unselbstständigkeit, geringer Leistungsmotivation und mangelnder Eigeninitiative bis hin zur Interesselosigkeit. Diese Reaktionen sind in der Regel aus der strikten hierarchischen Trennung zwischen Unter- beziehungsweise Übergeordneten begründet. Untersuchungen über die aktuelle Auszubildenden-Generation zeigen, dass Autorität vor allem dann angenommen wird, wenn sie mit Fachwissen und Einfühlungsvermögen in Verbindung gebracht wird. Die hierarchische Position allein macht den Vorgesetzten nicht zur Autoritätsperson.
"Laissez-faire" (auf Deutsch: "machen lassen") löst oft Orientierungs- und Lustlosigkeit, schlechtes Gruppen- und Betriebsklima, Unsicherheit und ein niedriges Leistungsniveau aus. Die Azubis werden weitgehend sich selbst überlassen und bekommen nur Hilfe, wenn sie sich eigenständig darum bemühen.
Der demokratische/partnerschaftliche Führungsstil führt am ehesten zu einer allgemein guten Ausbildungs- und Arbeitsatmosphäre. Motivation und Eigeninitiative werden gefördert, Verantwortungsbewusstsein, gegenseitiges Verständnis sowie die Kooperationsbereitschaft werden gestärkt.
Ausbildungspersonal und Azubis begegnen sich auf Augenhöhe und bemühen sich, Ziele gemeinsam zu erreichen.
Immer wieder passiert es, dass Auszubildende nicht das tun, was wir ihnen gesagt haben. Sie widersetzen sich oder ignorieren unsere Anweisungen einfach, manches Mal machen sie sich sogar über die Arbeitsschritte und Techniken lustig und empfinden so einiges als "old school". Dies ist nicht ungewöhnlich: Sie testen einfach gerne ihre Grenzen aus. Leistungsstarke Jugendliche überschätzen sich vielleicht aufgrund ihres Bildungshintergrunds und ihres Alters. Auszubildende mit Studienerfahrung sind es gewohnt, selbstständig und unabhängig zu arbeiten und haben manchmal Schwierigkeiten, sich Anweisungen unterzuordnen. Viele Ausbilder und Ausbilderinnen regieren auf solches Verhalten mit besonderer Dominanz und zeigen oft sehr deutlich, wer der "Boss" ist. Dieses Auftreten ist nachvollziehbar, führt aber zu keiner langfristigen Lösung.
Hierauf gibt es keine allgemeingültige Antwort. Es ist notwendig, das Führungsverhalten an bestimmte Situationen und Personen anzupassen und zu variieren. Wichtig ist, sich auch bei einem solchen Stil-Mix (der auch "situative Führung" genannt wird) treu zu bleiben und die Azubis nicht durch widersprüchliche Aussagen und Signale zu verunsichern.
Im Kern geht es bei der situativen Führung um die richtige Balance zwischen "Steuern" und "Unterstützen". Ziel der Ausbildung ist, fachlich kompetente, selbstständige und verantwortungsbewusste Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu gewinnen. Das ist am ehesten erreichbar, wenn der steuernde Anteil in Form von Zeigen, Anleiten und Kontrolle so früh wie möglich zurückgenommen werden kann und die Unterstützung in Form von Begleitung, Anregung und Förderung der Selbstständigkeit stetig zunimmt.
Ihre Aufgabe als Führungskraft ist es, ein menschliches und auch professionelles Vertrauensverhältnis zu Ihren Auszubildenden aufzubauen und nachhaltig zu pflegen. Dabei ist es hilfreich, wenn Sie sich Ihrer eigenen positiven Eigenschaften wie fachlicher Expertise, Natürlichkeit, Hilfsbereitschaft, Teamfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Einsatzfreude, richtiger Umgangston, sicheres Auftreten (auch im Kleidungsstil), Wendig- und Genauigkeit, Ausgeglichenheit usw., aber auch Ihrer Schwächen bewusst sind.
Das "selbstbewusste" Wissen um die eigenen Qualitäten und Defizite wird Sie selbstsicherer und glaubwürdiger machen und Ihnen das Führen erleichtern. Dadurch erhalten auch Ihre Azubis die Sicherheit, die sie benötigen, um Vertrauen aufzubauen.
Die Entwicklung eines eigenen Führungsstils ist ein Prozess: Scheuen Sie sich nicht, hierbei Hilfe zu suchen und anzunehmen. Man kann alles lernen, schließlich wird man ja nicht als Chef oder Chefin geboren!
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