"Potenziale erkennen" bei leistungsstarken Azubis

  • Mein Azubi kann doch mehr?!

    Ging es Ihnen auch einmal so? Anfangs schien alles zu stimmen: Genau diesen jungen Menschen wollten Sie als Azubi! Gute Abiturnoten und Umgangsformen, technisches Verständnis und großes Interesse am Ausbildungsberuf. Und nun das: Wo sind Initiative, Elan, Pünktlichkeit, Teamintegration? Zwar zeigt sich Ihr Azubi grundsätzlich willig, an manchen Tagen läuft es auch wie geschmiert. Zuweilen gibt es jedoch Aussetzer Ihres Azubis, die ohne Ihr rechtzeitiges Eingreifen sogar Schäden für den Betrieb nach sich gezogen hätten.

    Es scheint, als ob genügend Potenzial für eine erfolgreiche Ausbildung vorhanden ist, doch wo sind diese Potenziale in der Praxis? Wie kommen Sie an sie heran, wie können Sie diese Potenziale freilegen?

    Was heißt überhaupt "Potenzial"? Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Macht, Stärke" und wird in vielen Fachgebieten jeweils spezifisch verwendet. Es bedeutet eine Möglichkeit, Kraft zu entfalten, Stärke zu zeigen.

    Verhaltensauffälligkeiten und Leistungsabfall können generell unterschiedliche Ursachen haben:

    • Ausbildungsinhalte und -Anforderungen sind nicht angemessen.
    • Private Probleme wirken auf die Arbeitssituation.
    • Persönliche oder gesundheitliche Probleme beeinträchtigen die Arbeitsfähigkeit.

    Ausbilder und Ausbilderinnen haben eine besondere Verantwortung, die insbesondere in problematischen Situationen entsprechendes Einfühlungsvermögen erfordert.

    Fazit: Es lohnt sich, bei Ihren Azubis auf "Spurensuche" zu gehen und zu sehen, was sie umtreibt. Eine solche Vorgehensweise motiviert übrigens auch Ihre anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - die sehr genau diese Form der Mitarbeiterwertschätzung registrieren.

  • Wie kann ich Potenziale in der Durchführung der Ausbildung fördern?

    Abiturienten und Abiturientinnen oder Studienabbrecher/-innen bringen in einigen Bereichen Potenziale mit, die bei "Regel"-Azubis aufgrund des Alters und der Schulbildung noch nicht vorhanden sind. Werden diese Potenziale nicht abgerufen, kann es zu einer Unterforderung und damit zu Motivationsproblemen kommen.

    Hinterfragen Sie zunächst Ihre Ausbildungsmethoden und Ziele:

    • Sind mittelfristige Ausbildungsziele und -inhalte eine Herausforderung für den/die Auszubildenden? Welche Aufgaben kann ich übertragen, die im Regelfall erst im nächsten Ausbildungsabschnitt bearbeitet werden?
    • Unternehme ich alles notwendige, damit der Azubi vorzeitig zur Prüfung zugelassen wird?
    • Ist mein Umgang mit den erwachsenen Azubis angemessen? In welchen Situationen kann ich ihnen auf Augenhöhe begegnen und wo muss ich Grenzen aufzeigen?

    Welche zusätzlichen Aufgaben kann ich Auszubildenden aufgrund ihres Alters, ihrer Erfahrung und ihrer besonderen Kenntnisse und Fähigkeiten übertragen, z.B. Veranstaltungen organisieren, Kundenkontakte pflegen oder Verantwortung für eine ausbildungsbegleitende Aufgabe übernehmen?
    Nutzen Sie dann folgende Möglichkeiten:

    • Führen Sie regelmäßige Feedbackgespräche mit Ihren Azubis und sprechen Sie Probleme konkret an, damit Sie rechtzeitig eingreifen können: Holen Sie den jungen Menschen dort ab, wo er oder sie gerade steht.
    • Erarbeiten Sie gemeinsam mit Ihrem Azubi konkrete Maßnahmen und umsetzbare Möglichkeiten.
    • Versuchen Sie, mit gezielten Aufgabenstellungen herauszufinden, wo Stärken und Schwächen liegen und setzen Sie dann dort mit Ihren Maßnahmen an.
    • Fördern Sie Kompetenzen, Stärken und Interessen Ihres Azubis, fordern Sie aber auch deren Einsatz. Beziehen Sie auch individuelle Kompetenzen mit ein, die der/die Auszubildende außerhalb der Arbeit erworben hat: Verantwortung in der Vereinsarbeit, kreative Fähigkeiten, spezifische Interessen oder Fertigkeiten und Kenntnisse, die im Studium oder während eines Praktikums erlernt wurden.
    • Wenn eine Unterforderung vorliegt, bieten Sie Auszubildenden Zusatzqualifikationen an (z.B. spezielle Technikschulungen, ergänzendes IT-Training, Sprachkurse und anspruchsvolle Versetzungsstellen im Betrieb).
  • Was kann ich tun, wenn persönliche oder gesundheitliche Probleme auftreten?

    Scheuen Sie sich nicht, Hilfestellung von außen in Anspruch zu nehmen. Besteht die Möglichkeit, dass Ihr Azubi gesundheitliche Probleme hat, die das Ausbildungsgeschehen hemmen, sollte dies in jedem Fall durch Externe abgeklärt werden. Beispielsweise können Aufmerksamkeitsdefizite Blockaden auslösen, der Azubi ist psychisch oder physisch erkrankt, oder es könnte eine Suchtproblematik vorliegen.
    Je nach Alter und Interesse des Azubis sollten die Erziehungsberechtigten erste Ansprechpartner sein. In der Regel können Eltern mit am meisten dazu beitragen, dass Hemmnisse erklärt und Wege gefunden werden können, wie alle Beteiligten an die verschütteten Potenziale gelangen können. Leisten Sie, falls erforderlich, auch praktische Hilfestellung im Alltag.

  • Hier finde ich Hilfe: Beratungs- und Unterstützungsangebote

    Hier finde ich Hilfe: Beratungs- und Unterstützungsangebote

    • Ausbildungsberatung der Kammern. Kontakte zu Kammern finden sich unter www.dihk.de, Rubrik "IHK-Finder".
 
 
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