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Gesundheitsfördernde Maßnahmen und Prävention

  • Gesundheitsförderung - was ist das eigentlich?

    "Wenn sich der Azubi doch ein bisschen mehr Gedanken um seine Gesundheit machen würde! Was kann ich als Ausbilder nur tun, dass er das kapiert?" Kennen Sie solche Gedanken? Genau damit beginnt Gesundheitsförderung im Betrieb. Es gibt ein Problem und Sie suchen eine Lösung dafür. Denn Sie wissen: Gesundheit ist nicht billig, aber Krankheit ist teurer. Und Sie sind nicht alleine mit Ihren Gedanken - denn Arbeits- und Gesundheitsschutz ist gesetzlicher Auftrag.

    Gesundheitsförderung steht auf zwei Beinen: dem Verhalten und den Verhältnissen. Verhaltensprävention meint: Gesunde Verhaltensweisen am Arbeitsplatz fördern und zu gesunder Lebensführung motivieren - das gilt inner- und außerhalb des Unternehmens. Verhältnisprävention bedeutet: Vermeidbare Belastungen abbauen und gesundheitsförderliche Faktoren stärken. Das Verhalten und die Verhältnisse hängen eng zusammen und bedingen einander.

    Gesundheitsförderung ist ein Prozess. Manchen ungeduldigen Menschen dauert er zu lange. Klar ist: Gegen den Willen der Auszubildenden kann ich von außen nicht viel tun. Die Azubis müssen selbst darauf kommen. Sie sollen sich mit dem Thema auseinandersetzen, alleine und gemeinsam mit anderen. Sie sollen selbst herausfinden, was für sie, für ihren Körper und ihre Psyche, gesund ist. Eigene Fehler zu machen, gehört beim Lernen dazu.

    Ziel der Gesundheitsförderung ist es, jungen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen. Denn das stärkt Gesundheit.

  • Selbstbestimmung lernen

    Nehmen Sie sich vor, mit Ihren Azubis Selbstbestimmung zu trainieren. Wie soll das gehen? Ganz einfach, indem Sie Ihren Auszubildenden oder Ihre Auszubildende selbst bestimmen lassen. Das funktioniert zwar nur im Rahmen der Möglichkeiten - aber der Rahmen ist groß. Gehen Sie gedanklich den Ablauf der ersten Ausbildungswoche durch: Anmeldung, Formalien, Hausordnung, Wo können Sie Ihren Azubis signalisieren, dass sie selbst entscheiden können?

    Gehen Sie auch den weiteren Ausbildungsablauf durch. Welche Freiräume für eigene Entscheidungen bieten sich an? Wo sind Reihenfolge, Inhalte oder Abläufe so flexibel, dass Auszubildende selbstbestimmt entscheiden können und sie sich trauen lernen? Denn das sollen sie lernen: auch den eigenen Erfahrungen zu trauen.

    Viele junge Menschen haben es in der Schulzeit nicht gelernt, selbst zu entscheiden. Geben Sie als Ausbilder/-in den Raum für diese neue Erfahrung. Sie wissen ja: Berufliche Handlungsfähigkeit besteht neben Methoden- und Fachkompetenz ganz wesentlich aus sozialen und individuellen Kompetenzen. Diese fördern sie von Anfang an. Partizipation, also die aktive Beteiligung, gehört dazu.

    Als Ausbilder/-in wissen Sie sicherlich, was gut ist für die Gesundheit. Aber wie hat sich Ihr Wissen in den vergangenen zehn, 20 oder 30 Jahren verändert? Was waren für Sie Aha-Erlebnisse, die Ihr Gesundheitsverhalten beeinflusst haben?

    Trauen Sie sich, Ihren Azubis davon etwas mitzuteilen. Wenn Ihre Auszubildenden merken, dass Sie ein Lern-Experte sind wie sie und nicht schon immer alles gewusst haben, stehen Sie bereits auf einer guten Grundlage. Bleiben Sie mutig und zeigen Sie Persönlichkeit. Äußern Sie in aller Bescheidenheit Ihre Überzeugung, dass Sie für sich selbst im Laufe der Jahre einen guten Umgang mit Ihrer Gesundheit gefunden haben (so gut, dass Arbeit und Privatleben in Balance sind). Zeigen Sie aber auch, dass das jeder Mensch für sich selbst herausfinden kann und soll. Ob Sie wollen oder nicht: Sie sind Vorbild. Nutzen Sie das!

  • Selbstbestimmung heißt auch Mitbestimmung

    Gibt es im Unternehmen eine Auszubildendenvertretung? "Lebt" die Mitbestimmung? Das sind wichtige Fragen, denn Azubis in Betrieben mit Strukturen der Mitbestimmung sind gesünder und motivierter. Und sie brechen die Ausbildung seltener ab. Denn sie können sich darauf verlassen, im "Fall der Fälle" nicht allein dazustehen.

    Fragen Sie Ihre Azubis, was junge Menschen heute über ihre Gesundheit denken. Welche Rolle spielt Gesundheit für sie? Was tun sie bereits dafür? Ihre interessierte Haltung spielt dabei eine wichtige Rolle.

  • Sich selbst als wirksam erleben

    "Ich kann das, ich hab’s geschafft!" Wann hat ein Auszubildender oder eine Auszubildende das letzte Mal diese Worte mit leuchtenden Augen zu Ihnen gesagt? Genau darum geht es - um das Erleben, dass man etwas schaffen kann und etwas geschafft hat.

    Sie als Ausbilder/-in können von außen durch Lob, persönliche Anrede und Achtsamkeit motivieren. Sie können auch schwierige Arbeitsaufgaben so formulieren und vorbereiten, dass sie zu schaffen sind. Junge Menschen folgen lieber dem "Gewinner" in sich als dem "Loser". Loben Sie den "Iron Man" des Jahres aus - die Azubis, die am wenigsten krank waren oder bei bestimmten Aufgaben am besten durchhalten und dranbleiben.

    Durchforsten Sie Ihr Unternehmen nach gesundheitsfördernden Ansätzen wie Beteiligung an Unternehmensabläufen und anderen sportlichen Aktivitäten, die es gab und gibt. Suchen Sie nach möglichen Verknüpfungen zur Ausbildung.

  • Stärken stärken

    Was heißt das praktisch? Hier finden Sie eine Liste von Methoden und Techniken der betrieblichen Gesundheitsförderung im Rahmen der Ausbildung:

    1. Befragung zur Zufriedenheit im Ausbildungsalltag
    Ihr Betrieb hat das bestimmt schon einmal gemacht. Aktualisieren Sie die Umfrage. Am Ende dieses Artikels finden Sie Links zu Fragebogen. Offene Antworten sind dabei wichtiger als statistische Brillanz. Gesicherte Daten sind stabiler als lediglich gefühlte subjektive Einschätzungen.

    2. Zukunftswerkstatt
    Thematisieren Sie mit Ihren Auszubildenden den Bereich Gesundheit. Für solch ein großes Thema können Sie ruhig auch ein großes Format nutzen. In der Zukunftswerkstatt erarbeiten sich Azubis ihre Vorstellungen von guter Gesundheit. Mit der dreiphasigen Gliederung

    • Beschwerde/Kritik,
    • Fantasie/Utopie und
    • Verwirklichung/Praxis

    kann das Format für ganz unterschiedliche Ausbildungsgänge gut als Projekttag eingesetzt werden.

    3. Projektmethode
    Lassen Sie eine komplexe Aufgabe von A bis Z alleine von den Azubis lösen. Das darf gerne auch mal eine Aufgabe sein, die für die Auszubildenden noch "eine Nummer zu groß" ist. Bereiten Sie das gesamte Projekt gemeinsam mit den Azubis vor - wirklich alles gemeinsam. Das ist eine Kunst für sich - aber die beherrschen Sie. Die Begeisterung der Azubis belohnt Sie für den Mehraufwand. Projekt gestemmt - Selbstwirksamkeit erhöht.

    4. Zufriedenheitszirkel
    In Anlehnung an Gesundheitszirkel setzen sich in vielen Unternehmen Zufriedenheitszirkel durch. Denn Gesundheit und Zufriedenheit sind untrennbar miteinander verbunden. Eine kleine entscheidungskräftige Runde, straff strukturiert und gegebenenfalls moderiert, bringt in kurzer Zeit sichtbare Ergebnisse. Sie bringen Ihre Gesundheitsideen ein und Ihre Azubis auch. Gemeinsam drängen Sie auf Umsetzung.

    5. Teamtraining
    Nutzen Sie die Gruppendynamik Ihrer Azubi-Runde. Geben Sie den Auszubildenden kleine Problemlösumgsaufgaben, die sie nur gemeinsam lösen können. Stichwort: Interaktionsübungen! Was unterscheidet eigentlich ein Team von einer Gruppe? Die Antwort: Teamgeist bringt Zufriedenheit mit der Ausbildung - und damit mehr als eine nur lose zusammengestellte Gruppe.

    6. Planspiele
    Planspiele und Rollenspiele sind Ihren Azubis aus dem Internet bekannt. Setzen Sie eins drauf und werden sie real! In 3D und zum Anfassen. Geben Sie auf der Internetseite des Bundesinstituts für Berufsbildung bibb.de das Stichwort "Planspiel" ein und lassen Sie sich überraschen. Alles ist dabei - von ganz einfachen bis sehr komplexen Planspielen für viele Ausbildungssituationen. Auch zu Körper und Gesundheit.

    7. Erlebnispädagogische Ansätze
    Wer sie einmal aus probiert hat, schwört darauf und will sie nicht mehr missen: erlebnispädagogische Aktionen und Projekttage. Dafür brauchen Sie weder Segelschoner noch Kletterausrüstung. Manchmal liegen die Herausforderungen schon im nächsten Park oder auf der Freifläche hinter der Werkhalle - sozusagen als "Outdoortraining light". Für manche Azubis sind schon eine Radtour oder eine Wanderung nahezu exotisch. Also: Raus an die frische Luft!

    8. Coolness-Training
    Ob Coolness-, Anti-Gewalt- oder aktivierendes Kompetenz-Training (A.C.T): Die Namen sind unterschiedlich, die Inhalte ähneln einander. Junge Menschen lernen sich als Akteure kennen. Als Persönlichkeiten, die etwas bewegen können und die Verantwortung in den eigenen Händen halten (Stichwort Selbstwirksamkeit).

    9. Azubi-Forum
    Erweitern Sie die Azubi-Runde am Montagmorgen (oder zum Wochenausklang oder zwischendurch, wann immer Ihre festen Orga-Termine sind) um 15 Minuten. Sprechen Sie hier Themen an, ehe sie brenzlig werden. Zum Beispiel Pünktlichkeit ("Was hilft dir/euch, rechtzeitig aus den Federn zu kommen?") oder  Umgang mit Drogen ("Wie schafft ihr es, …?"). Bleiben Sie neugierig, auch wenn Sie glauben, es bereits besser zu wissen.

    10. Kooperation mit externen Partnern
    Manche Betriebe übernehmen einen Teil der Mitgliedsbeiträge für Sportvereine und Fitness-Center und handeln dabei oft richtig gute Konditionen aus. Auch die Freiwillige Feuerwehr freut sich über Kooperation und Nachwuchs. Mancher Sportverein ist vom Mitgliederschwund bedroht, besitzt aber tolle Räume und Infrastruktur. Es gibt auch Beratungsstellen, die durch einen regelmäßigen Termin in ihrem Haus wirkungsvoller beraten können.

  • Hier finde ich Hilfe: Beratungs- und Unterstützungsangebote

    Nutzen Sie die Beratungsangebote der Kammern. Hier finden Sie eine Übersicht der bundesweiten IHK-Ansprechpartner/-innen für Betriebliche Gesundheitsförderung - diese informieren Sie auch über Fortbildungsangebote in Ihrer Region: www.dihk.de/ihk-kontakt-bgf.pdf.

    Die DIHK-Broschüre "Betriebliche Gesundheitsförderung - Checkheft für kleine und mittlere Unternehmen" (nicht ausbildungsspezifisch) können Sie beim DIHK-Verlag bestellen: www.dihk-verlag.de/Betriebliche-Gesundheitsfoerderung.html?cid=142. Sie finden die Broschüre auch bei zahlreichen IHKs kostenfrei zum Download, zum Beispiel unter: www.ihk-koeln.de/Gesundheitsfoerderung.AxCMS.

    Die Bundesregierung bietet ebenfalls einen Ratgeber zur Prävention und Gesundheitsförderung: www.bundesregierung.de/Content/Infomaterial/BMG/_3.html.

    Bei der Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung (BVPG) können Sie eine Übersicht über die betriebliche Gesundheitsförderung in KMU durch Krankenkassen herunterladen: www.bvpraevention.de/bvpg/images/Downloads/BGFinKMU_Liste.pdf

    Fragebogen zur Ausbildungszufriedenheit (Anregungen):

    http://nrw-jugend.dgb.de/themen/ausbildung/ausbildungsreport-nrw

    www.ausbildung-mit-qualitaet.de/betriebe/docs/Teilnahmeunterlagen_Ausbildung_mit_Qualitaet.pdf

 
 
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