Heute als junger Mensch ins Berufsleben zu starten, bedeutet etwas anderes als zu der Zeit, als Sie oder Ihre Kolleginnen und Kollegen in diesem Alter waren. Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die Arbeitswelt und auch der Arbeitsmarkt haben in den letzten Jahrzehnten grundlegende Veränderungen durchlaufen. Früher gab es einige wenige wichtige Lebensentscheidungen, z.B. Haus, Familie und Beruf. Heute muss jeder junge Mensch eine Vielzahl von Entscheidungen treffen, um für sich den richtigen Weg zu finden.
Diese Entwicklungen haben unmittelbare und spürbare Veränderungen mit sich gebracht. Wie Sie aus eigener Erfahrung wissen, haben sich viele Berufsfelder und -profile stark verändert. Um mit den technologischen und inhaltlichen Anforderungen der heutigen Arbeits- und Berufswelt Schritt halten zu können, wurden daher vor einigen Jahren auch etliche Ausbildungsberufe einer grundlegenden Neuausrichtung unterzogen. Ein Paradebeispiel hierfür ist die Neustrukturierung des Automechanikers/der Automechanikerin in die beiden Ausbildungsberufe Servicemechaniker/-in und Kfz-Mechatroniker/-in.
Sozial benachteiligte Jugendliche haben es aufgrund ihrer Lebensumstände und Biografien vielfach besonders schwer, einen erfolgreichen Übergang von der Schule in den Beruf zu schaffen. Oftmals sind sie stärker als andere Jugendliche von schulischen Problemen betroffen, haben von Seiten der eigenen Familie in vielen Fällen weniger Unterstützung (Fehlender Bezug Arbeitswelt) und wissen nicht so recht, was sie in der Zukunft erwartet beziehungsweise was die Zukunft für sie bringt. Verfügen sie über einen Hauptschulabschluss, so bleiben ihnen etliche Berufe, für die sie sich unter Umständen begeistern oder interessieren, zunächst verwehrt.
Dies stellt viele vor die Wahl, entweder weiter in die Schule zu gehen, um dann ihren Wunschberuf erlernen zu können, oder einen Alternativberuf zu ergreifen, für den sie zwar die nötigen Qualifikationen mitbringen, der aber eventuell nur wenig mit ihrem Wunschberuf zu tun hat.
In beiden Fällen besteht die Gefahr, dass diese Jugendlichen aufgrund von Schwierigkeiten in der Schule oder im Ausbildungsbetrieb den Glauben an die eigenen Fähigkeiten und Stärken verlieren und damit ihre Motivation schwindet, „sich durchzubeißen“ und die Schule beziehungsweise die Ausbildung abzuschließen.
Heutzutage ist es nicht mehr sicher, nach dem Abschluss der Ausbildung vom Lehrbetrieb übernommen zu werden. Dieses Risiko tragen alle Auszubildenden, und sie sind sich dessen sehr bewusst. Aufgrund ihrer Lebensumstände sind Jugendliche mit besonderem Förderbedarf jedoch besonders gefährdet, nach dem Abschluss der Ausbildung keine neue Arbeitsstelle zu finden und stattdessen in die (langfristige) Arbeitslosigkeit abzudriften. Auch wenn man zunächst darüber schmunzeln mag, wenn Teenager behaupten, später einmal „Hartzer“ werden zu wollen, so ist es bei vielen benachteiligten Jugendlichen gerade dieses Szenario Hartz 4, welches sie für die eigene Zukunft besonders fürchten.
Die Zeiten zwischen Schule und Lehre, während der Ausbildung selbst, aber auch von der Ausbildung in die Berufspraxis sind insbesondere für Jugendliche mit besonderen Förderbedarfen überaus risikobehaftete Phasen, die ihnen viel abverlangen. Häufig machen sie schlechte Erfahrungen beziehungsweise haben Erlebnisse des Scheiterns und sind somit mitunter sehr verunsichert.
Versuchen Sie, sich regelmäßig ein aktuelles Bild über Ihre Auszubildenden zu machen. Macht er oder sie einen ausgeglichenen und zufriedenen Eindruck oder zeigt sich Ihr Azubi (auf einmal) verschlossen und in sich gekehrt, möglicherweise auch reizbar und aggressiv? Werden bestimmte Themen oder Nachfragen vermieden, etwa zur Berufsschule oder den Ausbildungslehrgängen? Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Azubi überfordert ist beziehungsweise Probleme in der Schule oder dem Betrieb hat, dann sollten Sie dies ernst nehmen, vor allem um einem Ausbildungsabbruch entgegenwirken zu können.
Wichtig ist, dass Sie bei entsprechenden Anzeichen beziehungsweise bei Problemen schnell und zügig handeln, um die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen. Der oder die verunsicherte Jugendliche wird sich wahrscheinlich nicht offen und direkt an Sie wenden. Suchen Sie das Gespräch (eventuell unter vier Augen) und den Austausch mit Ihrem Azubi und beleuchten Sie die aktuelle Situation. So merkt der oder die Jugendliche, dass Sie die Mitarbeit schätzen, was für das Selbstvertrauen Ihres Azubis von großer Bedeutung sein wird. Nehmen Sie Probleme ernst und suchen Sie gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten, etwa Nachhilfe. Binden Sie gegebenenfalls auch die Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigten ein. Auf diese Weise erhalten Sie ausführliche Informationen und Einschätzungen zur Lebenssituation des oder der Jugendlichen und können weitere Personen zur Unterstützung Ihres Azubis „in die Pflicht“ nehmen.
Wichtig ist es auch, über die Phase nach der Ausbildung frühzeitig und offen zu sprechen. Sollten Sie keine Festanstellung bieten können, so sagen Sie dies frühzeitig und erläutern Sie Ihre Gründe. Auf diese Weise geben Sie Ihrem Azubi die Chance, sich zeitig mit der Situation zu arrangieren und sich zu überlegen, wie es nach dem Abschluss weitergehen könnte. Bieten Sie auch hier Ihre Hilfe an (z.B. eine Weiterempfehlung in der Branche oder die Unterstützung bei Bewerbungsschreiben).
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