Ungewollte Schwangerschaft ist zwar noch immer ein Tabuthema. Allerdings haben sich viele junge Mädchen schon einmal mit diesem Thema auseinandergesetzt: Sei es, weil sie selbst betroffen waren, sei es, weil sie bei Freundinnen oder Freunden die Situation der ungewollten Schwangerschaft miterlebt haben.
Das wohl größte Problem der Betroffenen ist die Angst, überhaupt mit jemandem über das Thema zu reden. In kaum einer anderen Lebenssituation kochen die Emotionen so hoch – was die Scheu vor der Offenbarung noch verstärkt.
Zugleich drängen jedoch viele Fragen und Entscheidungen, die das Mädchen unter enormen Druck setzen. Neben der grundsätzlichen Frage „Mutter werden oder nicht?“ schießen die vielfältigen Auswirkungen auf das tägliche Leben und den Lebenswandel durch den Kopf, die eine Entscheidung für ein Kind nach sich zieht: keine Partys mehr, kein Rauchen, Umzug in ein Mutter-Kind-Heim und vieles mehr.
Weitere Unsicherheiten kommen hinzu: Drohen Probleme in der Partnerschaft, gibt es eventuell gar keinen Partner, oder kommen mehrere mögliche Väter in Betracht? Wie wirkt sich der Umstand auf die finanzielle und berufliche, aber auch auf die Wohnsituation aus? Gibt die Familie Halt oder droht im Gegenteil ein ernsthafter Bruch? Was tun: das Kind behalten, abtreiben oder zur Adoption freigeben? Dies sind nur einige von sehr vielen Fragen.
Ein reines Frauenthema? Nein, auch junge Männer können ungewollt Väter werden. Auch für sie ist eine ungewollte Schwangerschaft eine Extremsituation: Er darf das Mädchen nicht beeinflussen und muss doch mit ihrer Entscheidung für immer leben.
Wenn Ihr Azubi sich Ihnen anvertraut, hören Sie einfach nur zu. Bitte halten Sie sich mit Ratschlägen und Tipps zurück und behalten Sie Ihre persönliche Meinung für sich.
Bestärken Sie Ihren Azubi, sich bald und sehr ausführlich mit dem Thema auseinander zu setzen. Empfehlen Sie den Besuch lokaler Beratungsstellen wie beispielsweise Pro familia (www.profamilia.de/) oder des Deutschen Roten Kreuzes (www.drk.de/). Verschaffen Sie Ihrem Azubi ungestörte Bedenkzeit durch Urlaub oder eine Freistellung für einige Tage.
Sprechen Sie mit anderen Kollegen und Kolleginnen über die Situation Ihres Azubis nur dann, wenn Sie Unterstützung benötigen. Informieren Sie den Azubi aber vorab, wenn Sie andere ins Vertrauen ziehen. Stellen Sie dann unbedingt sicher, dass absolute Diskretion eingehalten wird.
Wichtig: Drängen Sie Ihren Azubi nicht! Wahren Sie Ihre Neutralität und warten Sie geduldig. Erst wenn das Mädchen eine Entscheidung getroffen hat, können weitere Möglichkeiten und Unterstützungsangebote besprochen werden.
Wenn die Entscheidung für das Kind fällt, gelten für Sie alle gesetzlichen Regeln. Wenn die Entscheidung gegen das Kind fällt, könnte alles so werden wie vorher.
Jede Frau reagiert anders auf eine Abtreibung. Viele Frauen sind erlöst und erleichtert - sie werten die Abtreibung als Ausdruck ihrer Entscheidungsfreiheit. Andere sind traurig oder haben Schuldgefühle, die durch ihr Umfeld oder aber durch ihren Glauben ausgelöst oder verstärkt werden.
In diesem Fall ist eine psychologische Unterstützung hilfreich und sinnvoll. Empfehlungen und Überweisungen gibt die Hausarztpraxis.