Nicht nur Jugendliche mit besonderem Förderungsbedarf, auch Auszubildende mit durchschnittlichen Schulabschlüssen weisen heute häufig Wissenslücken auf. Grundsätzlich gilt die Regel: Je früher diese Lücken ausgeglichen werden, umso besser. Je größer die Lücken werden, umso schwerer sind sie zu beheben. Wenn Auszubildende längere Zeit nur Misserfolge in der Berufsschule haben, werden Motivation und Selbstvertrauen so stark sinken, dass es unmöglich wird, die Lücken noch auszugleichen. (Geringe Lern- und Leistungsmotivation)
„Das kannst Du sowieso nicht!“ Entwickeln junge Menschen erst ein solches Selbstbild, so fällt das Lernen immer schwerer. Durch die hieraus resultierenden Misserfolge verfestigt sich wiederum dieses Selbstbild weiter – ein Teufelskreis entsteht!
Grundsätzlich neigen Jugendliche und junge Erwachsene dazu, Wissenslücken zu verbergen. Wie erkennen Sie dennoch diese Lücken?
Anzeichen können z.B. eine ausgeprägte Unlust zum Berufsschulbesuch und Fehlzeiten in der Berufsschule sein. Ein guter Kontakt zur Berufsschule sowie eine laufende Kontrolle der Noten und der
Berichtshefte können Ihnen helfen, diese Lücken rechtzeitig aufzudecken.
Gerade bei Jugendlichen mit besonderem Förderungsbedarf muss mit Wissenslücken gerechnet werden.
Verlassen Sie sich besser nicht darauf, dass die Berufsschule sich bei entsprechenden Problemen meldet. Dann könnte es schon zu spät sein, um wirksam gegenzusteuern. Suchen Sie lieber selbst in regelmäßigen Abständen den Kontakt zur Berufsschule.
Zusätzlich kann es für Sie hilfreich sein, den Wissensstand Ihres Azubis selbst gelegentlich anhand geeigneter Tests zu überprüfen.
Die Klagen über den schlechten schulischen Wissensstand von Auszubildenden sind vielfältig - die Ursachen allerdings auch. Zu große Klassen, Überforderung des Lehrpersonals, unzureichende Ausstattung der Schulen, soziale Problemlagen sind nur einige der Gründe.
Bei vielen Schülern und Schülerinnen fehlt auch die Förderung durch das Elternhaus. Oftmals stammen Jugendliche mit besonderem Förderungsbedarf aus bildungsfernen Schichten oder Familien mit Migrationshintergrund. In diesen Familien wird der Schule oft nur geringer Wert zugewiesen, die Eltern sind häufig mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert. Bisweilen wird auch der unregelmäßige Schulbesuch von den Eltern und der Schule toleriert.
Die Ursachen für den oftmals geringen Wissensstand liegen also meistens nicht in mangelnder Intelligenz der Kinder, sondern in den problematischen Rahmenbedingungen. Als Resultat der vielfältigen Probleme haben Schülerinnen und Schüler bisweilen, trotz eines bestandenen Schulabschlusses, erhebliche Defizite, sogar in den Grundfertigkeiten wie Rechnen, Lesen und Schreiben, sowie ein eher geringes Allgemeinwissen.
Die gute Nachricht: In den meisten Fällen lässt sich der geringe Wissensstand mit gezielter frühzeitiger Förderung wirksam beheben.
In größeren Betrieben mit eigener Lehrwerkstatt können Sie versuchen, geringe Wissenslücken Ihres Azubis durch gezielte Förderstunden auszugleichen, ein kleinerer Betrieb wird damit aber regelmäßig überfordert sein.
Mehr Erfolg verspricht eine regelmäßige gezielte Förderung, beispielsweise durch ausbildungsbegleitende Hilfen (abH), die über die Arbeitsagentur flächendeckend angeboten werden. Diese Förderung sollte grundsätzlich so früh wie möglich in Anspruch genommen werden. Im Rahmen der ausbildungsbegleitenden Hilfen erhalten Auszubildende Stützunterricht und sozialpädagogische Begleitung. In Kleingruppen von circa fünf Personen erhalten die Auszubildenden Förderung beim Erlernen von Fachtheorie, Fachpraxis, Training des Sozialverhaltens / Entwicklung der Persönlichkeit, Vorbereitung auf die Gesellen-/ Abschlussprüfung und Stützunterricht zum Erlernen von Lerntechniken zum Abbau von Sprach- und Bildungsdefiziten. Der Förderunterricht umfasst wöchentlich drei bis acht Stunden und soll Ausbildungsabbrüche verhindern helfen.
Ein weiteres interessantes Förderangebot ist das VerA Jobstarter-Programm des Senior Experten Service (SES). VerA steht für Verhinderung von Abbrüchen und Stärkung von Jugendlichen in der Berufsausbildung durch SES-Ausbildungsbegleiter/-innen: „VerA ist ein Angebot an alle, die in der Ausbildung auf Schwierigkeiten stoßen und mit dem Gedanken spielen, ihre Lehre abzubrechen. Auf Wunsch stellt der SES diesen Jugendlichen berufs- und lebenserfahrene Senior-Expertinnen und -Experten zur Seite - Vertrauenspersonen, die ihnen Stärke und Orientierung vermitteln. Die SES-Ausbildungsbegleiter/-innen sind ehrenamtlich tätig, kennen die Sorgen junger Menschen und helfen ihnen individuell: Sie beantworten fachliche Fragen, begleiten Übungen für die Berufspraxis, unterstützen die Vorbereitung auf Prüfungen, kümmern sich um den Ausgleich sprachlicher Defizite, fördern die soziale Kompetenz und Lernmotivation und stärken das Vertrauensverhältnis zwischen Azubis und Ausbildungspersonal.“
Die Homepage des Senior Expert Service, der das erwähnte Mentorenprogramm „VerA“ für Auszubildende aufgelegt hat, lautet www.ses-bonn.de.
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