Die Gruppe der Gleichaltrigen ist für junge Menschen von 13 bis etwa 18 Jahren die wichtigste Bezugsgruppe. Waren es vorher die Eltern, Geschwister oder andere Familienmitglieder, die den Jugendlichen Orientierung gegeben haben, so übernimmt diese Aufgabe nun die Gruppe der Gleichaltrigen. In der Pubertät beginnen Jugendliche massiv, sich mit ihrer eigenen Persönlichkeit auseinanderzusetzen und vieles auch kritisch zu hinterfragen, sich selbst eingeschlossen. Dies geschieht oft in mitunter radikaler Abgrenzung zum Elternhaus. Für die Jugendlichen stellt die Gleichaltrigengruppe dann den zentralen Bezugspunkt dar, die oftmals als unmittelbare Freundesclique sehr wichtig in ihrem Leben ist.
In einer Clique wird nicht nur gemeinsamen Interessen oder Hobbys nachgegangen. Sie ist zudem ein wichtiger „Übungsraum“ für das soziale Miteinander, auch im späteren Leben. Es werden gemeinsame Regeln vereinbart und deren Einhaltung überprüft, eine Hierarchie bildet sich aus.
Die Freundesclique stellt für den jungen Menschen auf dem Weg zum Erwachsenwerden also eine wichtige Station dar. Außerhalb des Elternhauses lernen Jugendliche, sich zu Themen wie Schule, Berufsplanung, aber auch Sexualität auszutauschen, die eigene Meinung zu vertreten, sich gegen andere zu behaupten, aber auch im Team ein gemeinsames Ziel zu verfolgen.
Mitglied in einer Clique zu sein, kann aber auch negative Entwicklungen mit sich bringen. Leben die Jugendlichen beispielsweise in einem sozialen Brennpunkt mit wenig altersgerechten Angeboten oder bestehen aufgrund der schlechten Infrastruktur keine Möglichkeiten, die Orte zu wechseln, so dominiert bei vielen Cliquen der Wunsch, einfach nur „abzuhängen“ und nichts zu tun. An den gemeinsamen Treffpunkten im Viertel wird Musik gehört und „gequatscht“, man lässt sich treiben und will den Stress des Alltags, zum Beispiel im Elternhaus oder in der Schule, einfach vergessen. Wenn Jugendliche sich in der Clique mal „etwas danebenbenehmen“, sollte das kein Anlass sein, den „Teufel an die Wand zu malen“: Schließlich suchen die Jugendlichen im Allgemeinen – egal, ob damals oder heute, welcher Herkunft oder welchen Geschlechts – die Abgrenzung zur Erwachsenenwelt und legen sich deshalb gerne einmal mit diesen an.
Gerade bei sozial benachteiligten Jugendlichen besteht jedoch die Gefahr, dass sie kritische Verhaltensweisen entwickeln, weil sie sich gegenüber anderen im Hintertreffen fühlen. Wenn man schon in der Schule oder der Ausbildung Probleme hat und versagt, dann möchte man wenigstens in der Freizeit stark und erfolgreich sein. Auch wenn man dadurch vielleicht gegen Regeln und Normen, schlimmstenfalls auch gegen Gesetze, verstößt.
Wenn der oder die Jugendliche die Ausbildung in Ihrem Betrieb antritt, setzen Sie sich zu einem Gespräch zusammen und machen Sie sich ein Bild des Lebensumfelds des Azubis. Gehen Sie dabei immer respektvoll mit Ihrem Azubi um und berücksichtigen Sie seine Privatsphäre. Wenn im Laufe der Ausbildung ein Vertrauensverhältnis zwischen Ihnen und Ihrem Azubi entstanden ist, so wird er oder sie sich bei Problemen und Schwierigkeiten eher offen und gesprächsbereit zeigen. Liegt Ihr Betrieb in einem ländlichen Gebiet, so werden Sie auch zumeist vom lokalen Umfeld erfahren, falls Ihr Azubi und die Clique in „Schwierigkeiten“ geraten. Grundsätzlich sollten Sie Ihrem Azubi viele Möglichkeiten bieten, sich positiv und erfolgreich in der Ausbildung zu erleben. Sprechen Sie beispielsweise auch bei kleinen Arbeiten, die gut gemacht wurden, ein Lob aus. Vermitteln Sie das Gefühl, für den Betrieb wichtig und nicht der „Stift“ zu sein, der mehr Last als Nutzen bedeutet. Durch die Anerkennung im Beruf wird das Selbstvertrauen gestärkt. Wichtig ist auch ein positiver zwischenmenschlicher Umgang im Betrieb: Wenn sich Ihre Mitarbeiter untereinander gut verstehen und auch gemeinsam etwas unternommen wird, etwa nach dem Arbeitsende oder bei Ausflügen, können Sie Ihren Auszubildenden oder Ihre Auszubildende einbinden und so neue, bestärkende soziale Kontakte ermöglichen.
Sollte Ihr Azubi durch die Clique bereits in ernsthafte Schwierigkeiten gekommen sein, kann es nicht allein Ihre Aufgabe sein, den oder die Jugendliche „auf den rechten Pfad“ zurückzuführen. Als Ausbilder/-in repräsentieren Sie aber einen wichtigen Lebensbereich; daher ist es wichtig, dass Sie sich in diesem Fall gesprächsbereit zeigen, beispielsweise im Austausch mit Behörden wie Jugendamt oder Polizei. Wichtig sind auch der Kontakt und die Abstimmung mit den Eltern.
In besonders extremen Fällen stehen Sie unter Umständen vor der Entscheidung, das Ausbildungsverhältnis aufzulösen. Dies ist weder für Sie noch für Ihren Azubi eine einfache Situation. Ein allgemeingültiger Rat kann hier natürlich nicht ausgesprochen werden: Bedenken Sie jedoch, dass Ihre Entscheidung weitreichende Konsequenzen für den weiteren Werdegang Ihres Azubis nach sich ziehen kann und bestehende Probleme verschärft werden können. Nutzen Sie deshalb alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten einer unterstützenden und produktiven Lösung.
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