"Ich wollte besonders beim Thema kulturelle Unterschiede tiefere Einblicke bekommen."

Lisa Wittmann ist seit 2014 im Personalbereich und seit Juli 2018 als Personalreferentin und Ausbilderin bei der Volksbank Ulm-Biberach tätig. Die Genossenschaftsbank bildet pro Jahr zwölf bis 14 Auszubildende zu Bankkaufleuten oder Finanzassistenten und -assistentinnen aus und bietet ein duales Studium an. Im Herbst 2018 nahm Lisa Wittmann an der IHK Ulm am Modul 5 „Migranten und Geflüchtete in und durch Ausbildung integrieren“ des Trainingsprogramms „Stark für Ausbildung“ teil.


  • Was war für Sie der Anreiz, am Programm ‚Stark für Ausbildung‘ teilzunehmen?

    Seit 2016 hatten wir in der Volksbank Ulm-Biberach jedes Jahr einen Geflüchteten in der Einstiegsqualifizierung. Beim Ausbildertag der IHK Ulm im Herbst 2018 sprach unter anderem ein Auszubildender, der bei uns die EQ absolviert hatte. Bei der Veranstaltung stellte die IHK auch das Programm ‚Stark für Ausbildung‘ vor. Damals war ich noch in der Einarbeitung zur Personalreferentin und fand, dass ich noch Defizite in der Thematik hatte, und meldete mich deshalb für das Programm an. Die IHK Ulm ist sehr aktiv in dem Bereich und bietet viel Unterstützung.

  • Wie gut funktionierte bei Ihnen die Einstiegsqualifizierung geflüchteter Jugendlicher?

    Die funktioniert sehr gut. Der erste Teilnehmer wird von uns unbefristet als ausgebildeter Finanzassistent übernommen. Der zweite ging nach der EQ bei uns in die Ausbildung als Bankkaufmann. Anfangs tat er sich noch etwas schwerer, das entwickelt sich aber jetzt gut. Aktuell haben wir eine Jugendliche in der Einstiegsqualifizierung, die sich enorm anstrengt und die wir ebenfalls in die Ausbildung zur Bankkauffrau übernehmen werden.

  • Was versprachen Sie sich konkret von Ihrer Teilnahme am Trainingsprogramm?

    Ich wollte besonders beim Thema kulturelle Unterschiede tiefere Einblicke bekommen. Bei unserem zweiten EQler, der aus Syrien stammt, hatte ich bei einigen Rückmeldungen aus den Abteilungen den Eindruck, dass die beschriebenen Situationen aus kulturellen Missverständnisse herrühren könnten. In solchen Fällen würden mir mehr Hintergrundinformationen weiterhelfen, hoffte ich.

  • Wurden Ihre Erwartungen an die Qualifizierung erfüllt?

    Die einführende Präsenzveranstaltung war hervorragend. Die Kursleiterin fand ich wirklich toll und auch den Aufbau, weil genügend Zeit für den Austausch mit den anderen Ausbilderinnen und Ausbildern blieb. Bei den Online-Seminaren gefielen mir besonders die Dialoge, die wir selbst gestalten konnten. Wichtig fand ich auch die Sensibilisierung zum unterschiedlichen Umgang mit Geld. Ich hatte mir zum Beispiel vorher nicht klargemacht, dass viele Azubis mit ihrem Geld nicht auskommen, weil sie ihre Familien unterstützen. Thematisch war das Programm sehr umfassend.

  • Was hätte besser laufen können?

    Gerade zum Thema kulturelle Unterschiede hätte ich mir noch mehr gewünscht und wäre gerne stärker in die Tiefe gegangen. Da die teilnehmenden Ausbilderinnen und Ausbilder Auszubildende aus unterschiedlichen Regionen wie Afrika oder aus dem arabischen Raum hatten, wie wir mit unserem Azubi aus Syrien, konnten wir nicht bei jedem einzelnen Fall individuell in die Tiefe gehen, weil dafür dann doch die Zeit fehlte. In der Online-Plattform war das Thema Recht sehr textlastig dargestellt, das hätte man anschaulicher vermitteln können. Gerade Rechtsthemen sind ja oft sperrig formuliert. Außerdem musste ich auf der Lernplattform, wenn ich ein Modul abgeschlossen hatte, das Programm immer neu starten, um mit dem nächsten Modul weitermachen zu können. Das ist natürlich etwas mühselig, wird aber sicher behoben.

  • Wie empfanden Sie den Austausch mit den anderen Seminarteilnehmerinnen und teilnehmern?

    Der Austausch war sehr hilfreich. Wir haben in der Runde auch konkrete Probleme besprochen, die wir in den Betrieben mit einzelnen Azubis hatten, und kamen dabei zu gemeinsamen Lösungen. Sehr gut war auch der Austausch mit dem Vertreter der IHK Ulm, der aus seinen Erfahrungen viel zur Diskussion beitragen konnte und direkt Hilfe anbot.

  • Helfen Ihnen die Erfahrungen aus dem Programm schon bei der Ausbildung in Ihrem Betrieb?

    Auf jeden Fall. Ich konnte zum Beispiel viel sensibler reagieren, als unser Azubi nach mehr Geld fragte. Das war natürlich nicht möglich, aber ich wusste, was hinter der Frage stecken könnte, etwa dass er Geld nach Hause schicken muss, und schob ihn nicht in eine Schublade. Das sind einfach sehr wertvolle Hintergrundinformationen, die man sonst nicht so bekommt.

 
 
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