Selbstverletzendes Verhalten (SVV) beschreibt eine Reihe von Verhaltensweisen, bei denen sich Menschen absichtlich Verletzungen oder Wunden zufügen. SVV kann den Betroffenen helfen, sich selbst zu spüren und zu sich zu kommen. Darüber hinaus dient es dem Spannungsabbau oder aber der Selbstbestrafung. SVV kann bei starken seelischen Konflikten (beispielsweise Verlust oder Entzug von familiärer Nestwärme, sexuellem Missbrauch, Ausgrenzung oder Mobbing durch Freunde/Gleichaltrige) und Erkrankungen (u. a. Persönlichkeitsstörungen, Depression, Zwang) auftreten. Obwohl SVV vermehrt bei Jugendlichen mit psychischen Problemen auftritt, ist es auch eine „Mode“, die vorübergehend im Jugendalter auftritt und nicht automatisch Zeichen einer psychischen Erkrankung sein muss. Es wird geschätzt, dass sich in Deutschland rund eine Million Menschen selbst verletzen, wobei überwiegend weibliche Personen betroffen sind.
Es gibt verschiedene Arten der Selbstverletzung. Betroffene nutzen meist mehrere Varianten. Häufige Arten des SVV sind:
- Das Aufschneiden, Aufkratzen oder Aufritzen ("Ritzen") der Haut an den Armen und Beinen mit spitzen und scharfen Gegenständen wie Rasierklingen, Messern, Scheren oder Scherben; eine Häufung der Narben ist bei Rechtshändern am linken (Unter)Arm zu finden, aber auch beide Arme, der Bauch, die Beine, die Brust, die Genitalien oder das Gesicht können von Narben übersät sein.
- wiederholtes "Kopfschlagen" (entweder mit den eigenen Händen gegen den Kopf, ins Gesicht oder mit dem Kopf an Gegenstände) oder Schlagen des Körpers mit Gegenständen
- wiederholtes Boxen gegen harte Gegenstände, bis Hämatome oder Blutungen auftreten
- das Ausreißen von Haaren, das Beißen in die Hände (insbesondere Handrücken) und das "Zerkauen" der Innenseite von Wangen oder Lippen
- das Stechen mit Nadeln (z.B. Sicherheitsnadeln)
- Verbrennungen und Verbrühungen (z.B. Zigarettenausdrücken auf dem eigenen Körper, Hand über eine Kerze halten) oder Verätzung des Körpers durch Chemikalien