ADHS ist eine Krankheit, bei der Merkmale der Unaufmerksamkeit, der Hyperaktivität und der Impulsivität im Vordergrund stehen. ADHS-Betroffene haben eine ausgeprägte Offenheit für Sinneseindrücke aller Art, eine hohe Empfindsamkeit ("dünne Haut") und neigen emotionalen Überreaktionen. Es fällt ihnen schwer, unwichtige Reize herauszufiltern und auszublenden. Die alltägliche Reizüberflutung – zu der auch multimedialer Stress beiträgt - erfordert einerseits ein bewusstes Ausklinken des oder der Jugendlichen, um wieder zu Ruhe und Leistungsfähigkeit zu finden. Andererseits wird eine hohe Reizintensität benötigt, um konzentriert arbeiten zu können. Eine schwierige Gratwanderung, die eine Unterstützung seitens Eltern, Lehr- und betrieblichem Ausbildungspersonal erfordert.
Symptome und Ursachen
Neurobiologisch wird ADHS vor allem durch eine Fehlregulation in der Nervenübertragung im Gehirn erklärt. Erstmalig hat der Frankfurter Psychiater Heinrich Hoffmann das Störungsbild 1847 im "Struwwelpeter" beschrieben. Die aktuelle Fachliteratur unterscheidet folgende Merkmale der Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität beziehungsweise Impulsivität:
- Merkmale der Unaufmerksamkeit: Jugendliche sind unkonzentriert, vergesslich, haben Mühe, dauerhaft aufmerksam zu sein, Schwierigkeiten zuzuhören, tun sich schwer mit Anleitungen und bei alltäglichen Verrichtungen; können sich selbst schlecht organisieren, haben Mühe bei längeren geistigen Anstrengungen, verlieren und verlegen häufig Dinge im Alltag, sind leicht ablenkbar durch äußere Reize und übermäßig vergesslich im Alltag.
- Hyperaktivität und Impulsivität: Jugendliche erleben eine ständige Unruhe in Händen und Füßen; können kaum ruhig sitzen bleiben; es fällt ihnen schwer, ruhig und besonnen zu arbeiten. Innerlich fühlen sich Menschen mit ADHS wie von einem Motor angetrieben; sie antworten, bevor eine Frage vollständig gestellt wurde; es erscheint ihnen unmöglich, auf etwas oder andere zu warten (beispielsweise im Straßenverkehr); sie zeigen störendes Verhalten gegenüber anderen.
Jugendliche und Erwachsene mit ADHS sorgen aufgrund ihrer intensiven Wahrnehmung des Alltags, durch ihren Ideenreichtum und ihre Kreativität, aber auch durch ihre Liebenswürdigkeit immer wieder für Überraschungen. Ihre Ideen beruhen jedoch weniger auf sorgfältiger Analyse, sondern vor allem auf Intuition und Assoziationsvermögen („Wir funktionieren ähnlich wie ein Radio, das gleichzeitig mehrere Sender empfängt“). Sie können ihr Publikum begeistern und vor Ideen sprühen, bis sie ihre Energie verbraucht haben und sich abrupt zurückziehen müssen (und damit die Menschen um sich herum irritieren). Andererseits sind sie verletzlicher und ihren eigenen Gefühlen stärker ausgeliefert. Sie haben weniger Kraft, Misserfolge oder Konflikte wegzustecken. Stattdessen werden Reizüberflutung und Ärger impulsiv mit Wut und Zorn oder aber depressiv beantwortet. Das emotionale Ausgeliefertsein führt dazu, dass viele Menschen mit ADHS wenig Selbstachtung und Selbstvertrauen entwickeln.