Wenn es Ärger oder Meinungsverschiedenheiten zwischen Ihrem Azubi und Ihnen gibt, sollten Sie dies natürlich ernst nehmen. Dramatisch ist es zunächst jedoch nicht, denn: Konflikte sind etwas Alltägliches, sie gehören in unser Leben und sie sorgen für Veränderung und Entwicklung!
In der Zusammenarbeit mit Ihrem Azubi ist das Vermeiden und Ignorieren eines Konflikts keine Lösung, weil sich so aus Kleinigkeiten handfeste Probleme entwickeln können.
Einige Konflikte sind nicht zu übersehen oder zu überhören. Andere sind erst mal leiser, unauffälliger. Da ist es gut, wenn Sie verschiedene Anzeichen eines möglichen Konflikts erkennen. Solche Signale können z.B. sein:
Wenn Sie solche Konfliktanzeichen bei Ihrem Azubi beobachten, nehmen Sie sich zunächst etwas Zeit, um die Situation zu überdenken. Versuchen Sie, folgende Fragen zu klären:
Zunächst sollten Sie das Konfliktgespräch sorgfältig vorbereiten. Was ärgert oder stört Sie und warum? Ursachen für Konflikte mit dem Azubi können vielfältig kein (zum Beispiel fehlende Lern- und Leistungsmotivation, drohender Ausbildungsabbruch, typische Verhaltensweisen der „Generation Internet“, Verunsicherung, fehlender Bezug zur Arbeitswelt, fehlendes schulisches Grundwissen). Was ist aus Ihrer Sicht das Ziel des Gesprächs? So ist das positiv formulierte Ziel „Ich will, dass meine Auszubildende morgens pünktlich zur Arbeit erscheint, aus … Gründen“ zielführender als die negative Variante „Sie soll aufhören, unpünktlich zu sein.“. Überlegen Sie sich dann, ob es zielführend ist, das Konfliktgespräch allein zu führen. Gibt es im Team eine Person, der Sie vertrauen und die vielleicht eine vertrautere Beziehung zu Ihrem Azubi hat als Sie? Bitten Sie diese Person, an dem Gespräch teilzunehmen und erläutern Sie ihr, um was es geht.
Als Ausbilder/-in stehen Sie in der Unternehmenshierarchie über den Auszubildenden. Für Auszubildende aus einem anderen Kulturkreis kann dieser Status einschüchternd wirken und ein Gespräch als drohende Bestrafung verstanden werden.
Achten Sie daher darauf, Auszubildende nicht vor den Kollegen und Kolleginnen auf ein notwendiges Gespräch anzusprechen, sondern in einer Situation, in der sie alleine sind. Sagen Sie, worum es geht, und vereinbaren Sie Ort und Zeit. Ermutigen Sie den Azubi, jemanden mitzubringen, der inhaltlich oder sprachlich unterstützen kann.
Machen Sie am Anfang des Konfliktgesprächs deutlich, dass es im Betrieb normal ist, über Konflikte und Probleme zu sprechen, wenn sie entstehen. Erklären Sie, dass Sie sich in der jetzigen Situation unwohl fühlen, dass Sie das Problem verstehen wollen und gemeinsam mit dem Azubi lösen wollen. Denken Sie daran, dass ist es vielleicht das erste Mal ist, dass Ihr Azubi einen aktiven Beitrag zu einer Konfliktlösung beisteuert! Ermutigen Sie ihn oder sie daher, die eigene Meinung auszusprechen. Ihr Vorteil: Gemeinsam gefundene Konfliktlösungen bieten eine Chance, von allen Beteiligten dauerhaft mitgetragen zu werden.
Stellen Sie zunächst Ihre Sicht der Dinge dar. Was ist Ihnen aufgefallen, über was haben Sie sich geärgert, was ist schiefgegangen? Drücken Sie sich dabei klar aus.
Ermuntern Sie den Auszubildenden oder die Auszubildende, seine/ihre Sicht der Dinge zu schildern.
Vereinbaren Sie eine Lösung, die von beiden Seiten getragen werden kann. Verabreden Sie sich in angemessener Zeit wieder, um zu beurteilen, ob das Problem behoben werden konnte.
Zunächst sollten Sie das Konfliktgespräch sorgfältig vorbereiten. Was haben Sie beobachtet oder gehört? Was stört Sie und warum?
Konflikte können in einer Azubigruppe entstehen, weil der/die Geflüchtete
Sprechen Sie diejenigen an, von denen Sie denken, dass sie in den Konflikt verwickelt sind. Informieren Sie diese Personen, dass Sie ein lösungsorientiertes Gespräch mit ihnen führen wollen. Lösungsorientiert heißt, dass es nicht darum geht, Schuldige zu suchen, sondern gemeinsam Lösungen für ein Problem zu entwickeln. Ermuntern Sie alle Beteiligten, sich im Vorfeld des Gesprächs Gedanken zu den oben genannten Fragen zu machen. Für Auszubildende aus einem anderen Kulturkreis ist es vielleicht ungewöhnlich, dass Konflikte mit dem Vorgesetzten offen besprochen werden. Stellen Sie klar, dass dieses Vorgehen im Betrieb normal ist und dass jeder seinen Teil zur Lösung eines Problems beitragen kann.
Überlegen Sie sich ein Ziel für das Gespräch und fordern Sie auch alle Beteiligten hierzu auf. Formulieren Sie in Ihren Gedanken Ihr Ziel positiv. Damit können Sie vermeiden, dass sich das Gespräch in einem Austausch von Rechtfertigungen und Vorwürfen verliert.
Verabreden Sie als Nächstes einen Termin, der Ihnen einen angemessenen Zeitrahmen für das Konfliktgespräch gibt. Überlegen Sie, wo Sie das Gespräch führen wollen. Suchen Sie nach einem Raum mit angenehmer Atmosphäre, in dem Sie ungestört sind und in dem eine Sitzordnung in der Runde möglich ist, sodass sich alle Beteiligten in die Augen schauen können.
Jetzt geht es an die Durchführung des Gesprächs:
Geben Sie (oder die Gesprächsleitung) als Erstes eine kurze Einführung über den Anlass für das Konfliktgespräch. Was haben Sie gesehen oder gehört, was stört oder ärgert Sie daran?
Leiten Sie dann in die Diskussion über, indem Sie allen Beteiligten Gelegenheit und Zeit geben, ihre Sichtweisen kurz darzulegen. Ermuntern Sie geflüchtete Azubis, sich zu äußern und fragen Sie nach, wenn Sie die Beiträge nicht ganz verstehen, um Missverständnisse zu vermeiden. Hier sind Geduld und Fingerspitzengefühl gefordert. Unterbrechen Sie freundlich, aber bestimmt (etwa in Form einer zusammenfassenden Rückmeldung), wenn die eigene Sichtweise viel zu ausführlich darlegt wird. Wann ein Gesprächsbeitrag in einen Monolog übergeht, lässt sich natürlich nicht starr festlegen, als Orientierungswert gilt eine Minute. Bitte beherzigen Sie diese Regel auch für sich selbst.
Zum Schluss fassen Sie die Ergebnisse des Gesprächs zusammen. So können Ergebnisse auch zeitlich begrenzte Zwischenlösungen sein. Fragen Sie bei möglichen Sprachproblemen nach, ob das Ergebnis des Gesprächs von allen verstanden wurde.
Hören Sie allen aufmerksam zu und achten Sie während des Gesprächsverlaufs auf die Stimmungen und Reaktionen der Beteiligten. Sprechen Sie diese gegebenenfalls auch an, wobei es hilfreich ist, wenn alle Beteiligten ihre Gesprächsbeiträge in "Ich-Form" formulieren. Mit Aussagen wie "Mich ärgert …", "Ich erwarte …" oder "Durch diese Aussage fühle ich mich …" spricht jeder über sich selbst und vermeidet damit Aussagen über andere.
Bei der Integration von Geflüchteten in die Ausbildung besteht leider auch die Gefahr, dass es trotz guter Vorbereitung und überwiegend positiver Einstellung von Vorgesetzten sowie Kollegen und Kolleginnen zu persönlichen Übergriffen und fremdenfeindlichen Verhalten in der Gruppe kommt (siehe auch Wissensbaustein "Interkulturelle Konflikte").
Ungeachtet, ob diese Streitigkeiten von den Geflüchteten oder anderen Azubis ausgehen: Es gibt in jedem Betrieb Regeln und Arbeitsordnungen, an die sich jeder zu halten hat. Diese greifen dann, wenn ein Konflikt nicht gelöst oder deeskaliert werden kann und den betrieblichen Frieden stört. Im Regelfall kommen dann Sanktionen oder disziplinarische Maßnahmen zum Einsatz, die Sie durch Ihre Vorgesetzten und Personalvertreter einleiten.
Versuchen Sie also zunächst, den Streit zu lösen oder zu deeskalieren. Wenden Sie sich an eine/-n (externe/-n) Vermittler/-in (zum Beispiel Ausbildungsberater/-in oder Willkommenslotse/-lotsin) und beziehen Sie auch die Betreuungsperson des/der Geflüchteten mit ein.