Mit dem Wissen um die Ursachen von Vertragslösungen, die schlimmstenfalls zu endgültigen Ausbildungsabbrüchen führen können, haben Sie die Chance, bewusst gegenzusteuern. Grundsätzlich lassen sich die Maßnahmen zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen und Vertragslösungen in die Bereiche vor und während der Ausbildung unterteilen.
Einige Vorschläge zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen finden Sie hier. Vielfältige weitere Hinweise können Sie beispielsweise dem Band 6 der Reihe "Berufsbildungsforschung" des BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) unter www.bibb.de/dokumente/pdf/band_sechs_berufsbildungsforschung.pdf entnehmen.
Vor der Ausbildung:
- Nicht jede/-r Ihnen sympathische Jugendliche ist tatsächlich für Ihren Ausbildungsberuf geeignet. Berücksichtigen Sie also in Ihrem Auswahlverfahren die notwendigen Voraussetzungen und Bedingungen für den Ausbildungsberuf. Sie sind sich trotzdem nicht ganz sicher, ob Unternehmen und möglicher Azubi miteinander glücklich werden? Dann versuchen Sie es doch zunächst mit einem freiwilligen Praktikum oder einer Einstiegsqualifizierung. So können beide Seiten im Rahmen eines Langzeitpraktikums die Eignung für die Ausbildung testen.
- Seien Sie ein attraktiver Ausbildungsbetrieb: Optimieren Sie Ihre Ausbildungsbedingungen im Betrieb, indem Sie zum Beispiel angemessene Ausbildungsvergütungen zahlen und die Betreuung der Azubis während der Ausbildung sicherstellen.
- Mit Kenntnissen in Konfliktbewältigung und Krisenintervention können Sie bereits frühzeitig die Anzeichen von Konflikten, auch interkulturellen Konflikten im Betrieb erkennen und darauf angemessen reagieren.
- Häufig scheuen Azubis bei Problemen das direkte Gespräch mit ihrer Ausbilderin oder ihrem Ausbilder. Stellen Sie daher Ihren Auszubildenden von Anfang an persönliche Ansprechpartnerinnen oder -partner zur Seite. Dies können Azubis höherer Ausbildungsjahre oder auch Mitglieder/-innen des Senior-Experten-Teams (s. u.) sein, die während der Ausbildung direkte Unterstützung leisten. So können Probleme schon zu einem frühen Zeitpunkt aufgefangen werden.
Während der Ausbildung:
- Fördern Sie die sozialen Kompetenzen Ihrer Azubis, führen Sie regelmäßige Lehrgespräche und greifen Sie bei Schwierigkeiten sofort helfend ein, beispielsweise durch Nachhilfeunterricht in Form von ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH). Dies gilt besonders für Geflüchtete, die sowohl sprachlich als auch fachlich gezielt betreut werden müssen.
- Ganz wichtig: Kontaktieren Sie unbedingt die für Sie zuständige Ausbildungsberatung und Willkommenslotsen der Kammern. Diese haben häufiger mit solchen Fragen zu tun und können wertvolle Tipps geben, wie ein Abbruch doch noch vermieden werden kann.
- Es gibt regionale Programme zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen (zum Beispiel die Initiative des Landes Baden-Württemberg: "Abbruch vermeiden – Ausbildung begleiten"). Grundsätzlich können Azubis und Ausbildungspersonal auf Unterstützungsleistungen entsprechend geschulter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kammern zurückgreifen, die sich ausschließlich mit der Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen beschäftigen. Diese vermitteln als "neutrale Dritte" zwischen den Parteien, um gefährdete Ausbildungsverhältnisse zu stabilisieren. Falls ein Abbruch dennoch unvermeidlich ist, werden gemeinsam Anschlussperspektiven besprochen.
- Nutzen Sie die Erfahrungen anderer: VerA ist ein bundesweites Projekt des Senior Experten Service (SES) Bonn und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). VerA hilft Abbrüche zu verhindern und zwar mittels Stärkung von Jugendlichen durch lebens- und berufserfahrene SES-Begleiterinnen und -Begleiter. Spielen Jugendliche mit dem Gedanken, ihre Ausbildung abzubrechen, so versucht das SES-Team auf ehrenamtlicher Basis, sie zu stützen und zu motivieren. Beispielsweise üben sie Berufspraxis und Berufsschulstoff, helfen sie bei der Prüfungsvorbereitung und fördern Sprach-, Sozialkompetenz und Lernmotivation.
- Auch die Agentur für Arbeit kann Ihre Azubis beraten, ob die Ausbildung eventuell mit geeigneten Unterstützungsmöglichkeiten fortgesetzt werden kann und welche Möglichkeiten offenstehen. Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) durch die Arbeitsagentur oder zusätzliche Sprachkurse können sehr hilfreich sein.
- Überlegen Sie sich bitte, ob wirklich eine Trennung zwischen Azubi und Betrieb notwendig ist. Eventuell ist es möglich, dass Azubis im Unternehmen verbleiben, wenn sie in einem anderen Ausbildungsberuf mit geringeren oder den Neigungen eher entsprechenden Ausbildungsinhalten weiter ausgebildet werden.