"Nachwuchskräfte mit Potenzial"

Auf einen Blick

Unternehmen: Dietze + Schell Maschinenfabrik GmbH & Co. KG, Coburg
Website: www.dietze-schell.de
Mitarbeiter: 165
Anzahl Auszubildende: 14


Praxisbeispiel

Das Familienunternehmen Dietze + Schell in Coburg gehört zu den weltweit führenden Anbietern von Spezialmaschinen für die Textil-, Kunststoff- und Glasfaserindustrie. Ihre Präzisionsspulmaschinen und Veredelungsanlagen liefert die bayerische Firma, die 1951 gegründet wurde und zunächst Verpackungsmaschinen für die Süßwarenindustrie herstellte, in 80 Länder – von Europa über die USA bis nach Fernost.

"Aktuell haben wir drei Studienabbrecher/-innen in der Ausbildung zu Mechatronikern", sagt Personalreferentin Linda Halb, "einen im dritten Lehrjahr und zwei im zweiten Lehrjahr." Armin König hatte wie Anton Wiedemann an der Hochschule Coburg Maschinenbau studiert, Mareike Hippe Bauingenieurwesen. Azubis mit Studienerfahrung brächten eine ganz andere Lebenserfahrung mit als Azubis, die direkt von der Schule kämen. "Sie haben eine klarere Vorstellung, wo sie im Leben einmal hinwollen und auf welche Dinge es ankommt", weiß Linda Halb. "Sie entwickeln einen enormen Ehrgeiz, weil sie sich nach dem Misserfolg beim Studium in der Ausbildung beweisen wollen – das wirkt sich positiv sowohl auf die praktische Arbeit als auch auf die Leistungen in der Berufsschule aus." Durch ihre reifere Persönlichkeit täten sich Studienabbrecher/-innen zudem leichter im Umgang mit anderen Mitarbeitern oder Kunden.

Weil das Unternehmen immer auf der Suche nach qualifizierten Mitarbeiter/-innen ist und gerade im Bereich Service/Anwendungstechnik offene Stellen hat, nahm Personalreferentin Halb Kontakt zur Vermittlungsstelle für Studienabbrecher bei der IHK zu Coburg auf. "Da fiel uns die Entscheidung leicht, einen zusätzlichen Ausbildungsplatz für einen Mechatroniker mit der Fachrichtung Servicetechniker zu schaffen – diese unternehmensinterne Spezialisierung bietet dem Studienabbrecher die Möglichkeit, über die normale Ausbildung hinaus seine bislang gesammelten Erfahrungen optimal einbringen zu können." Eine Win-Win-Situation, von der sowohl der Azubi von der Uni als auch die Firma profitieren. Mit der zuständigen Akquisiteurin der IHK-Vermittlungsstelle hält man deshalb die Verbindung: "Mit ihr tauschen wir uns auf dem kurzen Dienstweg über mögliche weitere Bewerber und die aktuelle Lehrstellensituation aus."

In der bei Dietze + Schell modifizierten Ausbildung durchlaufen Studienabbrecher/-innen eine auf drei Jahre verkürzte Lehrzeit mit gleichzeitiger Qualifikation zum Servicetechniker. Das anspruchsvolle Angebot wird dankbar angenommen, weil gescheiterte Studenten, die häufig unter mangelndem Selbstbewusstsein gelitten haben, nun eine Aufgabe finden, die sie nicht unterfordert und mit deren Lösung sie sich wieder Selbstvertrauen erarbeiten können. Probleme gab es bislang noch nicht, dafür nur positive Erfahrungen: "Durch die Vorbildung im Studium sind vor allem die schulischen Leistungen sehr gut, weil diese Auszubildenden viel selbstständiger und eigenverantwortlicher lernen", sagt Linda Halb. "Sie kümmern sich darum, alle notwendigen Informationen zu bekommen, die sie für eine Fragestellung brauchen – und recherchieren auch mal selber im Internet, wenn der Ausbilder gerade nicht in der Lehrwerkstatt ist."

Auch deshalb kommt Ausbilder Moritz von Wiedebach mit seinen Azubis von der Uni sehr gut klar: "Durch ihre theoretische Vorbildung durch Abitur und bereits belegte Seminare sind sie das Arbeiten in komplexen Zusammenhängen gewohnt und wissen, was es bedeutet, eigenständig zu agieren und sich selbst zu organisieren." Die Unterschiedlichkeit seiner Lerngruppen – in der Pädagogik auch Heterogenität genannt – sei von Vorteil, "weil die studienerfahrenen Azubis die anderen Auszubildenden bei der Arbeit mitziehen und oft auch anleiten oder bereit sind, sie beim Lernen zu unterstützen – das entlastet ein Stück weit auch mich".

Dietze + Schell-Geschäftsführer Rainer Landwehr lässt kaum Zweifel daran, dass die studienerfahrenen Azubis nach der Ausbildung auch übernommen werden. "Die Übernahmequote ist bei uns nahezu hundertprozentig, da wir nach Bedarf ausbilden." Gerade die für den Servicebereich qualifizierten Studienabbrecher hätten beste Chancen. "Das sind natürlich auch Nachwuchskräfte mit Potenzial – und für weiterqualifizierende Maßnahmen geradezu prädestiniert." So könne das Unternehmen gezielt Nachwuchs für anspruchsvolle Positionen ausbilden.

 
 
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