Jungen Menschen beim Ankommen zur Seite stehen

Auf einen Blick

Name: Christian Richter
Funktion: Leiter der Pestalozzi Gärtnerei
Unternehmen: Pestalozzi Kinder- und Jugenddorf Wahlwies e.V.
Internetseite: www.pestalozzi-kinderdorf.de
Anzahl der Mitarbeiter: 430 (Kinderdorf gesamt), 38 (Gärtnerei)
Anzahl der Auszubildenden: 50 (Kinderdorf gesamt), 10 (Gärtnerei)


Praxisbeispiel

Als wir Walid (Name geändert) im Sommer 2015 in der Pestalozzi Gärtnerei anstellten, war er der erst junge Flüchtling der in unserem Betrieb eine Ausbildung zum Gärtner im Gemüsebau aufgenommen hat. Zwar hatten wir bereits durch die Vergabe von Praktika an UMA (unbegleitete minderjährige Flüchtlinge) erste Erfahrungen gesammelt und wussten welche Schwierigkeiten in der Verständigung auf uns zukamen, doch erwies sich die langfristige Zusammenarbeit in einer Ausbildung als herausfordernd.

Walid lebt seit dem er 16 Jahre alt ist im Pestalozzi Kinderdorf. Er kam 2013 nach langen Jahren der Flucht aus seinem Heimatland Afghanistan bei uns an. Die Dinge die er in dieser Zeit erlebt hat prägen Ihn noch heute, das merkt man, besonders wenn es viel im Betrieb zu tun gibt. Kurz vor seinem Ausbildungsbeginn zog er in seine erste eigene Wohnung in Konstanz. Von dort aus hatte er einen Arbeitsweg von etwa einer Stunde. Wir, die Ausbilder, waren froh, dass er diesen Schritt in die Selbstständigkeit unternahm. Wir waren der Ansicht, dass dies auch seiner Arbeitseinstellung guttun würde. Leider war dem nicht so.

Durch Walids neuen Wohnsitz in Konstanz verschob sich auch sein Lebensmittelpunkt. Er hatte viele neue Möglichkeiten, mit denen er nicht auf Anhieb umgehen konnte. So geriet er immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Wir wussten lange nicht, woran es lag, als er immer häufiger der Arbeit fernblieb. Erst ein Gespräch mit seinem Vormund gab uns über seine Situation Aufschluss. Wie sollten wir dem Jungen helfen? Im Arbeitsalltag gab es selten eine ruhige Minute in der wir uns unterhalten konnten. Weitere Gespräche mit seinem Vormund und den pädagogischen Kräften des Kinderdorfs folgten. Wir entschlossen uns dazu, uns Walid über das normale Maß anzunehmen, dass ein Ausbilder in anderen Anstellungsverhältnissen eingeht. Wir suchten mit Ihm zusammen eine neue Wohnung  von der er mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen konnte. Organisierten ihm ein gebrauchtes Fahrrad, luden Ihn immer wieder zum Essen mit Kollegen und Freunden ein. Stück für Stück öffnete er sich uns und Stück für Stück wurden seine Leistungen im Betrieb und Berufsschule besser.

Heute kochen wir mindestens einmal in der Woche zusammen, nach der Arbeit und in unserer Freizeit. Wir haben Walid Nachhilfeunterricht organisiert, der ihm dabei hilft in der Berufsschule mitzukommen und bieten ihm Unterstützung bei sozialen Problemen unter Mithilfe einer Sozialpädagogin.

Er ist zu einem wertvollen Teil unseres Teams geworden und wir freuen uns sehr, dass er bei uns ist. Seine Leistungen sind eine Bereicherung für unseren Betrieb und er ist zuverlässig und arbeitswillig.

 
 
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