Lügen

Auf einen Blick

Unternehmen: Klartext e.V.
Name: Manuela Siewert
Funktion: Ausbildungsleitung
Branche: Friseur
Mitarbeiter: 5, Auszubildende: 12-15


Praxisbeispiel

„Als ich eines Tages feststellte, dass mich mein Azubi angelogen hatte, war ich sehr wütend und enttäuscht. Sie hatte die Berufsschule geschwänzt und mir gegenüber anschließend noch behauptet, sie hätte den ganzen Tag keine Pause machen können. 'Aufgeflogen' ist das Ganze durch einen Anruf der Berufsschule.

Ich beschloss, ruhig zu bleiben und ihr eine Chance zu geben, ihre Aussagen zu revidieren. Ich gebe Azubis immer mehrere Möglichkeiten, zur Wahrheit zurückzufinden. Gerade bei jungen Menschen, die es gewohnt sind, sich „durchs Leben zu mogeln“, benötigt es mehr Zeit als bei anderen, bis das schlechte Gewissen einsetzt.

Zunächst fragte ich sie noch einmal im Plauderton und bei lockerer Atmosphäre auf dem Flur, wie ihr Tag so verlaufen war. Sie wiederholte daraufhin ihre Lügengeschichte.

Ich bat sie anschließend ins Gespräch unter vier Augen und forderte sie auf, mir ihren Tagesablauf erneut zu schildern, unter dem Vorwand, ich hätte da einiges nicht verstanden. Sie wiederholte ihre Unwahrheiten erneut und schmückte diese sogar noch aus. Im Anschluss daran gab ich ihr Bedenkzeit, um über das Gesagte noch einmal nachzudenken, und ließ sie allein. Bei meiner Rückkehr fragte ich sie erneut, so ruhig und neutral wie möglich, ob ihr noch etwas eingefallen sei. Darauf rückte sie umgehend mit der Wahrheit heraus.

Ich erklärte, dass ich es gut finde, dass sie schließlich die Wahrheit gesagt hatte. Ich erklärte ihr auch sehr deutlich, wie verärgert ich über ihre dreiste Lüge war. Es war mir ebenso wichtig, ihr zu verstehen zu geben, wie sehr ihr Verhalten das Vertrauensverhältnis zwischen ihr und mir erschüttert hatte.

Als formale Konsequenz aus ihrem Verhalten wurde ihr ein halber Urlaubstag abgezogen und ich drohte ihr eine Abmahnung wegen mutwilliger Täuschung an. Weitere Strafen folgten nicht: Ich halte es für sehr wichtig, in solchen Fällen wachsam, aber keinesfalls nachtragend zu sein.

Zwei Wochen später habe ich mich erneut mit ihr über das Ereignis unterhalten. Sie sagte mir, dass es für sie das Schlimmste gewesen sei, alleine im Besprechungszimmer zurückgelassen zu werden, um noch einmal über alles nachzudenken. So alleine wollte sie sich lieber nicht mehr fühlen. Sie hat mich bis heute nie wieder auf diese Weise belogen.“

 
 
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