Menschen bringen durch ihre Körpersprache Gefühle wie Wut, Freude, Enttäuschung, Bewunderung und Freundschaft in Form von Gestik und Mimik zum Ausdruck. Diese Körpersprache ist stark kulturell geprägt. Es gibt keine einheitlichen Regeln bei mimischen oder gestischen Zeichen, die wir im Umgang mit anderen Menschen befolgen und richtig deuten können. Unsere Körpersprache unterscheidet sich von Land zu Land und kann sich zum Teil sogar regional verändern. Die folgenden Beispiele sollen dies veranschaulichen.
In westlichen Ländern gehört das Händeschütteln sowohl als Begrüßungsform wie auch bei der Verabschiedung dazu. Im arabischen Raum begrüßen sich Männer mit einem leichten Händedruck und Blickkontakt. Ein eher fester Händedruck wird in arabischen Ländern nicht immer als angenehm empfunden. Es kann aber auch vorkommen, dass ein Gesprächspartner bei der Begrüßung seine Hand auf sein Herz legt. Damit möchte er Ihnen gegenüber seinen Respekt, Wohlwollen oder Herzlichkeit zum Ausdruck bringen. In vielen Ländern Asiens ist eine Verbeugung als Geste der Begrüßung üblich. Auf Hawaii begrüßt man sich mit dem „Shaka“-Gruß. Diese Begrüßungsform, auch „Surfergruß“ genannt, wird mit geschlossener Faust und ausgestrecktem kleinem Finger und Daumen gezeigt.
Der Blickkontakt ist von entscheidender Bedeutung bei der nonverbalen Kommunikation. Ein direkter Blickkontakt im Gespräch wird in westlichen Kulturkreisen als positiv und wichtig empfunden. Wer den Blicken ausweicht, wirkt unsicher. Das gilt auch in arabischen Kulturkreisen. Hier ist der Blickkontakt während eines Gesprächs sogar länger und intensiver – das bezieht sich allerdings nur auf Gespräche unter Männern. Ein längerer Blickkontakt in einem Gespräch wird in China und Japan hingegen als mangelnder Respekt gewertet. Hier gilt es, dem Gesprächspartner nicht direkt in die Augen zu schauen, sondern beispielsweise eher auf den Hals.
Auch Handbewegungen und Gesten können außerhalb des eigenen Kulturkreises zu Missverständnissen führen. Was in einem Land für Lob steht, kann in einem anderen Land als Beleidigung aufgefasst werden. Die „Daumen-hoch-Geste“ ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Sie ist in den meisten Ländern ein Zeichen dafür, dass alles in Ordnung ist. In islamischen Ländern hat diese Geste jedoch eine sehr anstößige sexuelle Assoziation.
Die Körpersprache Ihrer Auszubildenden wahrzunehmen und richtig zu deuten, ist entscheidend für eine erfolgreiche Kommunikation zwischen Ihnen und Ihren Auszubildenden – insbesondere bei Auszubildenden, die die deutsche Sprache noch nicht gut beherrschen. Über ihre Mimik, Gestik, Haltung, Bewegung, Körperdistanz oder auch ihren Tonfall senden Ihr Azubi Ihnen Botschaften. Dies geschieht meist unbewusst. Deren Bedeutung ist durch das jeweilige soziale Umfeld und die Sprache geprägt.
Damit Sie diese Botschaften verstehen lernen, ist es wichtig, mehr über den kulturellen Kontext des jeweiligen Azubis zu erfahren. Dabei kommt es vor allem auf die Aspekte an, die für Sie nicht – wie etwa die Kleidung oder die Essgewohnheiten – nach außen sichtbar sind:
Je mehr sie übereinander wissen, auch über die Körpersprache, desto vertrauter werden sie miteinander. Und genau dieses Vertrauen trägt zu einer besseren Verständigung auf allen Ebenen bei.
Um die Körpersprache Ihrer/-s Auszubildenden richtig zu entschlüsseln, ist vor allem Ihr Einfühlungsvermögen gefragt. Wie gut kennen Sie Ihren Azubi? Was wissen Sie über ihren/seinen kulturellen Hintergrund und ihre/seine Lebensweise? Zudem können Sie auch mit Ihrer/-m Auszubildende/-n offen über ihr/sein Befinden sprechen, um ihre/seine Körpersprache besser deuten zu können. Dafür können Sie einen Rahmen für regelmäßige gemeinsame Treffen schaffen. Möglich sind etwa wöchentliche Unternehmungen mit anderen Auszubildenden sein wie ein gemeinsames Essen oder auch gemeinsame sportliche Aktivitäten und Ausflüge.
Und so kann es gehen: Treffen Sie sich mit allen Auszubildenden einmal pro Woche zu einer sportlichen Aktivität. Sie müssen sich nicht immer für eine Sportart entscheiden. Es geht hierbei vor allem darum, sich in einem anderen Kontext außerhalb der Arbeit zu sehen und sich auch über andere Themen als „nur“ die Arbeit auszutauschen. Außerdem schweißt Teamsport zusammen! Dabei können Sie mehr über die sportlichen Vorlieben Ihrer Auszubildenden erfahren und lernen ganz andere Seiten von ihnen kennen. Auch Ihre Auszubildenden haben die Möglichkeit, Sie und die anderen Auszubildenden anders kennenzulernen.
Daraus können ganz neue persönliche Beziehungen entstehen und weiter gepflegt werden. Sie werden Ihre Auszubildenden nun mit ganz anderen Augen sehen und plötzlich Seiten an ihnen entdecken, die Sie vorher so nicht kannten. Diese Begegnungen sind für alle im Betrieb wichtig. Auch alle anderen beginnen ihr Bild voneinander zu hinterfragen und entwickeln durch die gemeinsamen Aktivitäten, Gespräche und Informationen ein Gefühl von Zusammenhalt. Auf dieser Basis ist es nicht mehr entscheidend, welche Unterschiede es gibt, sondern welche Gemeinsamkeiten sie miteinander teilen.
Es liegt in Ihrer Hand: Machen Sie den ersten Schritt und schaffen Sie einen Rahmen für solche Treffen. Vielleicht besprechen Sie schon in der nächsten Azubirunde, wie diese Treffen aussehen sollten.