„Große Chance zum Erfahrungsaustausch und zur Vernetzung“

Betriebswirtin (VWA) Sigrid Martin ist seit vielen Jahren unter anderem in der Bewerber-, Laufbahn- und Weiterbildungsberatung tätig, berät Ausbildungsunternehmen und künftige Ausbildungsunternehmen und bereitet Menschen auf die Ausbildereignungsprüfung vor. Für die IHK Chemnitz und die IHK Nord Westfalen führte sie die Präsenz- und Online-Seminare zum Modul 5 „Migranten und Geflüchtete in und durch Ausbildung integrieren“ des Trainingsprogramms „Stark für Ausbildung“ durch, für die IHK Bonn/Rhein-Sieg, die IHK Chemnitz und die IHK Nord Westfalen die Präsenz- und Online-Seminare von Modul 6 „Jugendliche mit Studienerfahrung für die Ausbildung begeistern“.

 

  • Wie kam Ihr Kontakt zum Projekt ‚Stark für Ausbildung‘ zustande?

    Mit der DIHK-Bildungs-GmbH arbeite ich seit Langem regelmäßig zusammen und war schon in der ersten Startphase beteiligt, als diskutiert wurde, ob ein Projekt wie ‚Stark für Ausbildung‘ gebraucht wird. Als die Pilotphase für die Module 5 und 6 begann, erhielt ich die Anfrage, ob ich mitmachen wollte, und war dabei.

  • Was hat Sie motiviert, als Dozentin für das Programm zu arbeiten?

    Ich habe in meinen Seminaren viel mit Ausbilderinnen und Ausbildern zu tun, die sich auf die Ausbildereignungsprüfung vorbereiten, aber auch mit solchen, die ihre AEVO-Prüfung schon vor längerer Zeit abgelegt haben. Dann geht es um speziellere Themen wie Beurteilungsgespräche oder die Umsetzung neu erlassener Ausbildungsverordnungen im Betrieb. Dabei fiel mir auf, dass es einen eher unspezifischen Bedarf an Weiterbildung für Ausbilder gibt. Es geht dabei weniger um ein weiteres Zertifikat. Wer viel mit Auszubildenden zu tun hat, hat oft das Gefühl, sich updaten zu müssen, zum Beispiel sich noch einmal über Methoden zu informieren oder auszutauschen, wie die Jugend heute tickt. Das Projekt ‚Stark für Ausbildung‘ bietet die Möglichkeit zu zeigen: Wir haben da etwas für euch. Und gerade die neuen Module zu Geflüchteten und Studierenden schließen eine Lücke.

  • Was war für Sie das Besondere an dem Konzept?

    Eine Stärke ist, dass die Module sich sehr flexibel umsetzen lassen. Lehrgangsanbieter können reine Webinare oder ein Blended-Learning-Format mit Online- und Präsenzphasen durchführen. Das trifft die Bedürfnisse von Ausbildern, weil diese sich meist nicht mehrere Tage freinehmen können. Es sind kompakte, klare umrissene Module, die gezielt auf den Bedarf eingehen. Ein weiterer großer Pluspunkt ist der intensive Austausch, der stattfindet. Es werden Menschen aus unterschiedlichen Betrieben und mit unterschiedlichen Vorerfahrungen zusammengebracht. In fast jedem meiner Lehrgänge kam ein Teilnehmer oder eine Teilnehmerin mit einem konkreten Problem, das dann im Lehrgang durch die Diskussion untereinander gelöst wurde. Den Raum für solche Diskussionen muss man sich nehmen. Im fünften Modul zu Geflüchteten ist das wegen des umfangreichen Materials, der intensiven Theorievermittlung und der vielen rechtlichen Fragestellungen nicht ganz einfach.

  • Welche Herausforderungen gab es bei der Umsetzung der Module?

    Schwierig für die Teilnehmer ist vor allem der Zeitfaktor. Sie starten mit viel Motivation in die Start-Workshops. Es ist dann aber nicht leicht, den Elan zu halten, weil die Ausbilderinnen und Ausbilder im Betrieb meist stark belastet sind. Da spielt es auch keine Rolle, wie sehr man als Trainer in der Online-Phase nachbohrt und Fragen stellt. Deshalb ist es mir auch wichtig, dass das Programm als Instrument genutzt wird, die Bedeutung der Ausbildertätigkeit im Betrieb hervorzuheben. Ich erlebe oft, dass die Ausbildung in den Betrieben wie nebenher läuft und man keine rechte Notiz von den Aufgaben und Leistungen der Ausbilderinnen und Ausbilder nimmt.

  • Was finden Sie am Trainingsprogramm verbesserungswürdig?

    Vielleicht lassen sich die Module stärker individualisieren, um mit einzelnen Bausteinen noch mehr auf die einzelnen Teilnehmer einzugehen, anstatt sie das gesamte Material durchgehen zu lassen. Engagierte Ausbilder haben einfach sehr viel tun. Sie haben ihre Azubis, sind im Prüfungsausschuss, gehen zur Ausbildersprechstunde in die Berufsschule und vieles mehr. Da tritt solch ein Lehrgang schnell wieder in den Hintergrund. Das ändert sich vielleicht, wenn das Trainingsprogramm die Erprobungsphase hinter sich hat und noch mehr Teilnehmer aus eigener Initiative mit akuten Problemen in die Seminare kommen.

  • Ihr Tipp an Dozenten?

    Es muss klar sein, dass es sich bei den methodischen Empfehlungen im Seminarkonzept tatsächlich um Vorschläge handelt, die man für sich anpassen muss. Wer etwa für bestimmte spielerische Elemente keinen Sinn hat, sollte sie im Seminar auch nicht einsetzen, weil Teilnehmer schnell merken, wenn jemand nicht dahintersteht. Außerdem müssen Dozenten in der Lage sein, spontan auf unerwartete Situationen zu reagieren, zum Beispiel, wenn Fragen zu konkreten Problemen kommen. Dann bringt es nichts, darauf zu pochen, noch alles vorhandene Material unterzubringen – dann hätte ich eine reine Theorievermittlung. Die große Chance des Programms ist die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch und zur Vernetzung. Dafür gab es in meinen Lehrgängen auch das meiste positive Feedback.

 
 
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