Erfahrungen aus der Erprobung der Seminarkonzepte

Im Rahmen der Pilotphase von "Stark für Ausbildung" haben die beiden Dozentinnen Franziska Everts und Birgit Holzhausen vom Kompetenzzentrum Berufsbildungswerk (BBW) Waiblingen gGmbH die Seminarkonzepte zu Modul 2 der Qualifizierung erprobt.

In ihrem Erfahrungsbericht schildern Frau Everts und Frau Holzhausen, wie sie die Konzepte umgesetzt haben, und geben wertvolle Tipps für andere Dozenten weiter, die ebenfalls Praxisseminare zu "Stark für Ausbildung" veranstalten möchten.

  • Welche Seminare haben wir durchgeführt?

    Wir haben als Dozentinnen das Modul 2 der Qualifizierung "Stark für Ausbildung" erprobt. Zu diesem Modul gehören zwei Seminarkonzepte:

    Seminar 2.1: Offen gesagt

    Was Sie sich selbst und Ihren Auszubildenden über die Bedeutung von Autorität und Unternehmenskultur vor Augen führen sollten.

    Seminar 2.2: So machen wir das

    Wie Sie den Einstieg in die Ausbildung individuell auf Ihre/n Auszubildende/n ausrichten können.

    Wir haben die Seminare zweimal durchgeführt, und zwar an folgenden Terminen und Orten:

    • 20.03.2014, IHK-Bildungshaus Remshalden
    • 26.06.2014, Handwerkskammer Stuttgart
  • Wie waren die Konzepte gestaltet?

    Mit den Seminarkonzepten wurden uns zwei komplette Materialpakete an die Hand gegeben: Enthalten waren Zielformulierungen, PowerPoint-Folien, Informations- und Arbeitsblätter sowie Tipps zur thematischen und strukturellen Aufteilung der Seminare. Außerdem erhielten wir detaillierte Ablaufpläne, die uns dabei unterstützt haben, den zeitlichen Rahmen der
    Seminare, unser methodisches Vorgehen und den Einsatz von verschiedenen Medien zu planen.

    In den Seminaren sollten verschiedene thematische "Bausteine" behandelt werden:

    Seminar 2.1:

    • Seminareinführung: Potenziale der betrieblichen Arbeit zur Motivierung Jugendlicher
    • Unternehmenskultur und Rahmenbedingungen für eine positive
    • Ausbildungsgestaltung
    • Rolle von Autorität und erwachsenengerechten Beziehungen für die Integration der schwächeren Auszubildenden

    Seminar 2.2:

    • Seminareinführung: Bedeutung von Arbeitsstrukturen, Routinen und Regeln
    • Individuelle Ausbildungsplanung und Einbindung von Fachkräften
    • Möglichkeiten zur Gestaltung des Einstiegs und der Probezeit

    Dennoch wurde uns als Dozentinnen freie Hand bei der Gestaltung des Seminars gelassen. Das heißt, es wurde uns mitgeteilt, dass wir die vorgegebenen "Bausteine" in der vorkonzipierten Weise durchführen oder aber auch abwandeln können.

  • Was ist bei der Umsetzung der Konzepte gut gelaufen?

    Vorbereitung durch die Kammer

    Die Rahmenbedingungen waren vorab sehr gut durch die Kammer organisiert worden: Die Räume waren für die Seminare entsprechend vorbereitet worden und alle notwendigen Materialien und Unterlagen wie Medienkoffer, Anwesenheitslisten und Schreibmappen für die Teilnehmer lagen bereit. Zu Anfang hat eine Mitarbeiterin der IHK die Begrüßung der Teilnehmer übernommen und uns vorgestellt.

    Zwei Dozentinnen im Team

    Die Zweierkonstellation (2 Dozentinnen im Team) wurde von den Teilnehmern als angenehm empfunden, da wir uns beim Referieren abwechseln konnten. Außerdem waren durch kurze Absprachen Modifikationen im Ablauf möglich, weil jeweils eine Dozentin die Gruppe beobachten konnte, während die andere referierte. So konnte auf die Interessenslage in der Gruppe auch spontan eingegangen werden.

    Flexible Anpassung an die Interessen und Vorkenntnisse im Plenum

    Einen Baustein aus dem Seminarkonzept haben wir weggelassen, nachdem wir festgestellt hatten, dass die Teilnehmer zu diesem Thema schon sehr viel wussten. So konnten wir uns stattdessen länger mit Themen beschäftigen, die für die Teilnehmer interessanter waren.

    Abfrage von Erwartungen und Feedback der Teilnehmer

    Zu Anfang haben wir die Erwartungen der Teilnehmer an die beiden Seminartage abgefragt, um herauszufinden, welche Schwerpunkte wir setzen können. Am Schluss gab es eine Rückmelderunde zum Thema: „Was nehme ich heute mit?“ Dadurch erhielten die Veranstaltungen einen passenden Rahmen.

    Erfahrungsaustausch im Plenum

    Die Teilnehmer fanden es besonders hilfreich, dass wir ihnen Raum für den Austausch der eigenen Erfahrungen geboten haben. Sie haben diese Möglichkeit gerne genutzt, um von den Einsichten ihrer Kollegen zu profitieren.

    Abwechslungsreiche Methoden

    Durch den Einsatz von verschiedenen Lernmethoden konnten wir die Praxisseminare kurzweilig und abwechslungsreich gestalten. So haben wir die Teilnehmer z. B. in kleinen Gruppen arbeiten lassen, eine Diskussion im Plenum angeregt, mithilfe der Informationsblätter theoretische Hintergründe vermittelt und bei unserer Moderation unterschiedliche Medien eingesetzt. Gut gefallen hat uns, dass die Teilnehmer an den beiden Seminartagen sehr motiviert waren und aktiv mitgearbeitet haben.

  • Welche Herausforderungen gab es bei der Umsetzung der Konzepte?

    Flexibel bleiben durch gründliche Vorbereitung

    Die Seminarkonzepte erleichtern einem als Dozent erheblich die Vorarbeit bei der Planung der Praxisseminare. Sie nehmen einem jedoch nicht die komplette eigene Vorbereitung ab. Bei dem ersten Termin haben wir uns relativ eng am Konzept orientiert, auch wenn einzelne "Bausteine" für die Teilnehmer weniger interessant waren als andere. Bei dem zweiten Termin haben wir aus dieser Erfahrung gelernt und uns viel mehr an den Bedürfnissen der Teilnehmer orientiert – das kam deutlich besser an. Wir empfehlen anderen Dozenten, dass sie sich genügend Zeit nehmen, um sich das jeweilige Seminarkonzept wirklich anzueignen. So kann man vermeiden, dass man nur die vorbereiteten Inhalte "vorträgt", anstatt auf Teilnehmerwünsche einzugehen.

    An die Zielgruppe anpassen

    Wir hatten den Eindruck, dass das Thema von Modul 2 besonders für Ausbilder geeignet ist, die noch nicht so viele Erfahrungen bei der Ausbildung gesammelt haben. Für langjährige Ausbilder sind hingegen vor allem die Module 3 und 4 interessant. Diese Information ist gerade für Lehrgangsorganisatoren hilfreich, die die Seminare im Vorfeld zielgruppengerecht bewerben möchten. Da unsere Teilnehmergruppe sehr heterogen war, war es für uns eine Herausforderung, eine Balance zu finden und jedem Teilnehmer gerecht zu werden.

  • Welche Tipps können wir aufgrund unserer Erfahrungen an andere Dozenten und Lehrgangsorganisatoren weitergeben?

    Seminarziele und -inhalte deutlich kommunizieren

    Ideal für die Durchführung des Seminars ist, wenn die Teilnehmer mit einem vergleichbaren Erfahrungsstand und ähnlichen Interessen in die Veranstaltung kommen. Auf diese Weise kann man detaillierter auf Fragen eingehen und den Erwartungen der Teilnehmer leichter gerecht werden. Damit Interessierte vorab besser einschätzen können, welche Themen in den Seminaren behandelt werden, ist es wichtig, die Inhalte der einzelnen Module im Vorfeld deutlich zu kommunizieren. Als Dozent/in sollte man außerdem zu Beginn der jeweiligen Veranstaltung die Ziele des Seminars erläutern.

    Auf die Teilnehmer einstellen

    Wir hatten im Vorfeld keine vollständigen Teilnehmerlisten und wussten deshalb nicht genau, auf wie viele Personen mit welcher Funktion und vor allem mit welcher Erfahrung wir uns einstellen sollten. Hilfreich wäre, spätestens eine Woche vor der Durchführung des Seminars eine Teilnehmerliste zu erstellen und dabei auch den Beruf und evtl. schon vorhandenes Vorwissen abzufragen.

    Für Bewegungsfreiheit sorgen

    Wir hätten uns in unserem Seminarraum mehr Bewegungsfreiheit gewünscht, sodass wir zwischendurch auch Aktivierungsphasen und/oder Gruppenarbeiten in Bewegung hätten durchführen können. Bei der Planung der Veranstaltung sollten Organisatoren deshalb abschätzen, wie viele Personen ungefähr anwesend sein werden und lieber einen etwas großzügiger gemessenen Raum wählen.

    Online-Selbstlerneinheiten rechtzeitig freischalten

    Wenn die Teilnehmer bereits vor dem eigentlichen Seminar die Gelegenheit bekommen, sich mit der zugehörigen Online-Selbstlerneinheit zu beschäftigen, gelingt auch der Einstieg in das Praxisseminar leichter. Man hat als Dozent die Möglichkeit, auf den Vorkenntnissen der Teilnehmer aufzubauen und kann direkt auf Fragen eingehen, die sich möglicherweise bei der Beschäftigung mit den jeweiligen Inhalten ergeben haben. Auch für die eigene Vorbereitung auf das Seminar ist es sinnvoll, sich die Online-Selbstlerneinheiten anzusehen. Deshalb sollte der Zugang für alle Teilnehmer und Dozenten schon einige Tage vor der Veranstaltung freigeschaltet sein.

    Eine vertrauliche Atmosphäre schaffen

    In einem unserer Seminare war durchgängig eine IHK-Mitarbeiterin anwesend, um sich die Veranstaltung anzusehen. Das wurde von einzelnen Teilnehmern als problematisch empfunden. Um offen in der Gruppe diskutieren und von eigenen Erfahrungen berichten zu können, ist es wichtig, dass die Teilnehmer die Atmosphäre in der Runde als vertraulich empfinden.

    Eine sinnvolle Gruppengröße ansteuern

    Bei einer sehr geringen Teilnehmerzahl wird es schwierig, manche Gruppenarbeiten durchzuführen. Wird die Gruppe hingegen zu groß, kann evtl. nicht jeder Teilnehmer ausreichend einbezogen werden und die Fragen stellen, die ihm am Herzen liegen. Unserer Erfahrung nach wären etwa 20 Teilnehmer eine sinnvolle Größe, um Spiele und Gruppenarbeiten durchzuführen und zugleich Diskussionen zu ermöglichen, die möglichst jeden mit einbeziehen.

    Auf Wünsche und Interessen eingehen

    Die Seminarkonzepte bieten insgesamt eine gute Möglichkeit, um sich als Dozent/in auf die Praxisseminare vorzubereiten und deren Ablauf der zu planen. Wichtiger als eine hundertprozentige Übernahme der Konzepte ist jedoch, auf die Interessen und Wünsche der Teilnehmer einzugehen. Diese Bedürfnisse haben wir zwischendurch immer wieder mithilfe von Abfragen ermittelt und sind gezielt darauf eingegangen. Außerdem haben wir den Teilnehmern ermöglicht, ihre Erfahrungen mit der Gruppe zu teilen und diese Erfahrungsberichte didaktisch einbezogen. Dieses Vorgehen würden wir auch anderen Dozenten empfehlen.

 
 
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