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Azubimarketing an Hochschulen

  • Warum sind Studierende für das Azubimarketing interessant?

    Nicht jede/-r Studienanfänger/-in betritt mit dem ersten Semester einen erfolgreichen, geradlinigen Berufsweg:

    • Etwa ein Drittel der Studierenden verlässt das Hochschulsystem ohne Abschluss.
    • Leistungsschwächeren Absolventen gelingt der Eintritt in den Arbeitsmarkt durchaus nicht reibungslos.
    • In einer Reihe von Studienfächern wird über Bedarf ausgebildet, so dass die Integration in den Arbeitsmarkt fachfremd erfolgen muss.

    Für alle genannten Zielgruppen ist eine anerkannte, mit Übernahmeperspektive versehene betriebliche Berufsausbildung attraktiv. Für Studienabbrecher/-innen ist eine Berufsausbildung der Königsweg, auf dem der Berufsabschluss "nachgeholt" und gleichzeitig eine Weiterbeschäftigung angestrebt werden kann.

    Für Betriebe sind ehemalige Studierende insbesondere aus zwei Gründen Erfolg versprechend: Selbst Studienabbrecher/-innen bringen für eine Berufsausbildung konkrete, wünschenswerte Vorkenntnisse mit. Außerdem kann mit der Berufsausbildung sofort, ohne weitere Wartezeiten begonnen werden. Die Chancen für eine erfolgreiche Rekrutierung von leistungsstarken Auszubildenden stehen bei der Zielgruppe Studienabbrecher/-innen besonders gut.

  • In welcher idealtypischen Situation findet ein Studienabbruch statt?

    Für einen Studienabbruch gibt es viele unterschiedliche Gründe. Oft sind Leistungs-, Motivations- und Organisationsfragen ausschlaggebend, oft auch in Kombination. Häufig werden Entscheidungen über einen längeren Zeitraum aufgeschoben. Die Tendenz geht zum Drittstudium. Das Verlassen der Hochschule ist ein unangenehmes Thema mit Tabucharakter. Die Überlegungen zum weiteren Berufsweg setzen regelmäßig erst zum Zeitpunkt der Entscheidung über den Studienabbruch ein. Ausbildungsberufe werden zunächst in der Nähe des Studienfachs gesucht. Konkrete Kenntnisse von Berufsbildern und den Abläufen der Berufsausbildung sind zum Zeitpunkt des Studienabbruchs meist nicht vorhanden. Da noch über kein Ausbildungsziel entschieden ist, fehlen nachvollziehbare Begründungen, von belastbaren Bewerbungsdokumenten ganz zu schweigen.

    Für das betriebliche Azubimarketing ist der Zeitpunkt der Entscheidung über den Studienabbruch erfolgskritisch. Vorab laufen Betriebe beim zunächst bloß Studienzweifelnden Gefahr, erfolglos bei Diskussionen über Studienfach- und Hochschulwechsel mitzuwirken. Wer Bewerbungsgespräche erst nach Eingang erstklassiger Bewerbungsunterlagen führen will, muss damit rechnen, dass diese dann auch anderen Betrieben vorliegen.

    Wichtig ist, dass der Zeitpunkt des Studienabbruchs keinem Zeitplan der Berufsausbildung mit normaler Ausbildungsdauer folgt. Zum 1. August verlässt kein/-e Studierende/-r eine Hochschule.

  • Was ist bei der Ansprache von Studienzweifler/-innen und Studienabbrecher/-innen zu beachten?

    Erfolgreiches Azubimarketing an Hochschulen nimmt die in der Regel als unangenehm empfundene Situation von nicht erfolgreich Studierenden ernst. Informationswege, die die Anonymität wahren, Orientierung ermöglichen und dauerhaft verfügbar sind, entscheiden über den Erfolg. Sachlich informierende Internetseiten bieten hier alle Möglichkeiten. Betriebe müssen sie lediglich nutzen.

    Die fehlende Synchronität von Studienabbruch und Beginn des Ausbildungsjahres liefert einen zweiten wichtigen Gesichtspunkt. Ein konkretes Beispiel: Eine Ausbildungsmesse bietet weit bessere Chancen mit potenziellen Studienabbrecher/-innen ins Gespräch zu kommen als ein Azubi-Speed-Dating. Hier erreichen Betriebe allenfalls diejenigen, die über den Abbruch des Studiums bereits vor längerer Zeit entschieden haben, die Ausbildungswünsche konkret benennen können und im besten Fall angemessene Bewerbungsunterlagen erstellt haben. In der Praxis sind das aber oft Studienabbrecher/-innen, die bereits über einen längeren Zeitraum erfolglos unterwegs sind. Und das hat Gründe.

  • Sind neue, besondere Marketinginstrumente erforderlich?

    Nein, betriebliches Azubimarketing an Hochschulen benötigt keine grundsätzlich neuen Instrumente, wohl aber eine angemessene Wahrnehmung der besonderen Situation der Zielgruppe.

    Es ist fast banal: Die Zielgruppe Studierende muss klar adressiert werden. Tatsächlich tun dies im Moment nur sehr wenige Betriebe. Dabei ist es eigentlich ganz einfach.

    Gerne nehmen wir auch Bewerbungen von Studienabbrecher/-innen entgegen, deren Ausbildung bei entsprechender Eignung und Vorkenntnissen verkürzt werden kann. Der Ausbildungsbeginn kann jederzeit und zeitnah erfolgen.

    Tatsächlich liest man hier häufig noch Folgendes:

    Die Bewerbungsfrist für Auszubildende 2018 endet am 06.10.2017.

    Ein wenig bewegen müssen wir uns auf der betrieblichen Seite also schon. Wer Auszubildende mit Vorerfahrungen aus dem Studium haben will, muss das deutlich sagen. Und er kann dies nicht mit Prozessen und Fristen organisieren, die alleine für das Azubimarketing von Schüler/-innen sinnvoll sind oder waren. Erfolgsfaktoren für betriebliches Azubimarketing im Hochschulbereich sind eine stärkere Flexibilität und ganz sicher auch in eine wesentlich höhere Reaktionsgeschwindigkeit. Wenn guter Ausbildungsnachwuchs aus dem Hochschulbereich bei anderen Betrieben landet, liegt das keineswegs am demografischen Wandel.

  • Sind besondere Anreize nötig?

    Studienabbrecherprojekte zeigen deutlich, dass es grundsätzlich keiner neuen, besonderen Anreize Bedarf. Erfolgreiche Betriebe überzeugen mit einer klaren Perspektive hin zu einem anerkannten Berufsabschluss und einer anschließenden Weiterbeschäftigung. Gute Erfahrungen machen Betriebe, die mit der Qualität ihrer Berufsausbildung werben und auf bereits erzielte exzellente Abschlussprüfungen verweisen. Wer dann noch ehemalige Auszubildende mit Studienerfahrung als zufriedene Mitarbeiter präsentieren kann, braucht sich um die Attraktivität seiner betrieblichen Ausbildung keine Sorgen zu machen.

  • Warum sollten Betriebe konkrete Einblicke in ihre Arbeit gewähren?

    Betriebe punkten bei ausbildungswilligen Studierenden sehr mit dem Anbieten von Praktika. Diese können zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedliche Ziele und auch unterschiedliche Dauer aufweisen. Praxisferne ist der am häufigsten genannte Grund für das Verlassen der Hochschulen. Auf der anderen Seite fehlen vielen Studierenden konkrete Kenntnisse und Einblicke in die Wirtschaft, um rational über Ausbildungsberuf, Betrieb und Branche zu entscheiden. Es ist sinnvoll, dass sich die Wirtschaft noch mehr öffnet. Die betriebliche Berufsausbildung ist hoch attraktiv. Dies sollten die Betriebe potenziellen Zielgruppen noch stärker zeigen.

  • Mit welchen Nebeneffekten ist zu rechnen?

    Betriebe, die sich für die Zielgruppe Studienabbrecher/-innen öffnen, bekommen häufig auch Bewerbungen aus weiteren Zielgruppen, zum Beispiel Berufserfahrene mit vorhandener Erstausbildung, aber auch Bachelor- und Masterabsolventen. Das liegt daran, dass der Begriff Studienabbrecher/-in signalisiert, dass nicht nur Jugendliche mit schnurgeradem Lebensweg willkommen sind. Betriebe, die leistungsstarke Auszubildende mit Vorkenntnissen suchen, werden sich hierüber aber nicht beklagen.

  • Welche Kontakte sind hilfreich?

    Bei Ausbildungsfragen, insbesondere zu Verkürzungsmöglichkeiten, helfen jeweils die zuständigen Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern.

    Vor allem in Hochschulregionen können Betriebe gegebenenfalls schon vorhandene Kontakte zu Lehrstühlen, Instituten und Professoren auch für die Akquisition von Auszubildenden nutzen.

    Wenn es vor Ort Studienabbrecherprojekte, Netzwerke oder gemeinsame Initiativen gibt, sind Betriebe gut beraten, nicht jeden Schritt allein zu machen.

  • Praxisbeispiele

    Praxisbeispiel Aachen:
    www.aachen.de/switch

    Praxisbeispiel Berlin:
    www.ihk-berlin.de/yourturn

 
 
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