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"Indirekte Traumatisierung" - Ein Thema im Kontakt mit Flüchtlingen in der betrieblichen Ausbildung?

  • Was bedeutet "indirekte Traumatisierung"?

    Unter "Traumatisierung" versteht man gemeinhin, dass eine Person Dinge erlebt hat, die weit über das hinausgehen, was ein Mensch verkraften kann. Sie wurde dadurch seelisch so sehr verletzt, dass sie krank wird. Schwere physische, sexuelle oder psychische Gewalt sind meist traumatisierend.

    Es kann auch traumatisierend sein, wenn ein nahestehender Mensch solche Gewalt erlitten hat. Beispielweise können Eltern psychisch erkranken, wenn sie erfahren, dass ihr Kind vergewaltigt oder ermordet wurde.

    Von "indirekter Traumatisierung" oder "sekundärer Traumatisierung" spricht man hingegen, wenn jemand durch intensiven Kontakt mit traumatisierten Personen selbst traumatisch belastet wird. Das bedeutet, dass die Erlebnisse einer anderen Person einem selbst so nahegehen, dass sie zu einem Teil der eigenen Realität werden. Der Schrecken und die Ohnmacht, die jemand erfahren hat, berührt eigentlich Unbeteiligte so sehr, dass sie ähnliche posttraumatische Symptome entwickeln wie das Opfer selbst. Das können beispielsweise Alpträume, ein diffuses Unbehagen oder eine gedrückte und sorgenvolle Stimmung sein.

  • Indirekte Traumatisierung bei der betrieblichen Ausbildung von Flüchtlingen?

    In aller Regel besteht bei der betrieblichen Ausbildung von Flüchtlingen keine Gefahr einer indirekten Traumatisierung. Sie ist ein Risiko für Menschen, die sehr intensiv mit traumatisierten Personen zu tun haben. Das ist etwa der Fall, wenn jemand durch seinen Beruf über lange Zeit oder sehr intensiv in Kontakt mit traumatisierten Menschen oder deren Schicksalen ist. So sollten Kriminalbeamtinnen und Kriminalbeamte, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten oder Menschenrechtsanwältinnen und -anwälte sich des Risikos einer indirekten Traumatisierung bewusst sein. Im Bereich der Ausbildung dürfte es dazu normalerweise nicht kommen.

    Wenn Sie - aus welchen Gründen auch immer - mit dem schweren Schicksal eines anderen Menschen konfrontiert sind, wird Ihnen das sicherlich nahegehen. Vielleicht wird es Sie auch eine Weile beschäftigen. Das ist menschlich und es gibt bis zu einem gewissen Grad keinen Grund, das zu einem Thema für psychologische Unterstützung zu machen. Normalerweise führen Mitgefühl und ein Bewusstsein für die schmerzhaften Seiten des Lebens nicht für längere Zeit zu Alpträumen, Angstzuständen oder Depressionen.

  • Psychische Belastungen beim täglichen Kontakt mit geflüchteten Jugendlichen

    Wie in vielen anderen Berufen - insbesondere wenn es sich um Tätigkeiten handelt, die mit sozialen oder pädagogischen Aufgaben verbunden sind - kann es auch für betriebliche Ausbilder/-innen strapaziöse Zeiten geben. Vielleicht beobachten Sie an sich, dass Sie immer häufiger sehr gereizt sind oder gar schon unter Schlafstörungen, Unruhe oder anderen psychischen Auffälligkeiten leiden. Das kann mit anhaltender Überlastung infolge von zu viel Arbeit oder eines sehr starken persönlichen Engagements zu tun haben.

    Eventuell handelt es sich tatsächlich um Anzeichen eines drohenden Burn-outs oder einer indirekten traumatischen Belastung. Vertrauen Sie sich Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin oder einer psychologischen Beratungsstelle an. Dort sollten Ihre Probleme ernst genommen werden.

 
 
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