"Er sieht sofort, wo was zu tun ist"

Auf einen Blick

Auf einen Blick
Unternehmen: Bauunternehmen Torsten Beck, Kandel
Website: www.bauunternehmen-beck.de
Mitarbeiter: 10


Praxisbeispiel

Torsten Beck musste nicht lange überlegen, als sich Sebastian Serr bei seiner Firma meldete. Der junge Mann hatte nach zwei Semestern Maschinenbau in Trier das Studium abgebrochen und dann um eine Ausbildung als Maurer nachgefragt. "Nach einer Vielzahl von unqualifizierten Bewerbern war ich froh, dass endlich jemand unseren Anforderungen entsprach", sagt Beck. Er lud den Studienabbrecher deshalb gleich zur Probearbeit ein. "Herr Serr machte einfach einen sehr guten Eindruck auf uns und konnte seine Entscheidung auch plausibel und nachvollziehbar begründen - dass er jetzt eben die Ausbildung will und das Studium nicht mehr."

Sebastian Serr, heute 26 Jahre alt, hatte sich auch optimal vorbereitet: "Bei der Handwerkskammer in Kaiserslautern habe ich mich erkundigt, was der Studienabbruch bedeutet und was ich damit machen kann." Er bekam Ratschläge und wurde ermutigt, sich selbst um Ausbildungsangebote zu kümmern. Dann schaute er im Internet nach Firmen, die im Umkreis von 20 bis 30 Kilometern ausbilden - er suchte sich einige aus, die für ihn in Frage kamen, und rief sie an. "Und die Firma Beck war mir am sympathischsten", sagt Sebastian Serr. Er habe allerdings den Eindruck gehabt, dass ihn auch die anderen genommen hätten. Für die Ausbildung zum Maurer hat er sich entschieden, "weil dieser Beruf der allgemeinste ist mit den vielfältigsten Aufgaben auf dem Bau - und ich dachte, dass er mir am meisten Spaß machen würde". Eine Arbeit als Zimmermann zum Beispiel wäre ihm wegen der Tätigkeiten auf Dächern zu gefährlich gewesen.

Das Unternehmen Beck im rheinland-pfälzischen Kandel baut vor allem Häuser - von der Planung bis zum Einzug, schließt auf Wunsch auch Verträge mit den einzelnen Gewerken ab und betreut und überwacht sie. Inhaber Torsten Beck, der vorher noch keinen Azubi mit akademischer Vorbildung hatte, hat mit Sebastian Serr bislang nur gute Erfahrungen gemacht: "Er hat eine sehr schnelle Auffassungsgabe, er versteht sofort, was man von ihm will und kann einfach selbstständig arbeiten - er sieht sofort, wo was zu tun ist." Außerdem bringe er Kenntnisse mit, mit denen er in vielen Bereichen helfen und beraten könne. "Er ist zum Beispiel auch in der Lage, elektronische Geräte auf dem Bau zu reparieren, weil er vorher schon als Mechatroniker gearbeitet hat."

In der Tat hatte Sebastian Serr vor seinem Studium eine Ausbildung zum Mechatroniker gemacht und danach das Fachabitur absolviert, wofür er sich nicht sonderlich anstrengen musste. Er dachte, dass ihm das anschließende Studium ebenso leicht fallen würde - und irrte sich. Seinen ersten Beruf wollte er allerdings nicht mehr ausüben: "Da sind mir die Abläufe zu einseitig." Als Maurer komme er viel mehr herum, und er sei in einem abwechslungsreichen Job ständig an der frischen Luft. "Was natürlich auch nachteilig sein kann", schmunzelt er, "wenn man zum Beispiel im Winter bei minus zehn Grad raus muss." Aber bereut hat er seine Entscheidung noch nicht wirklich. Obwohl er vorher schon unsicher war, ob er diesem Beruf überhaupt körperlich gewachsen ist.

Torsten Beck würde jederzeit wieder einen Azubi mit Abi und Studienerfahrung nehmen: "Diese Leute sind älter, erfahrener und reifer als klassische Auszubildende - sie wissen, woraus es ankommt und können auch ganz anders mit Kunden reden." Sie seien in der Regel nicht nur zuverlässiger, sondern auch gelassener. Auch von der Belegschaft sei Sebastian Serr sofort und problemlos aufgenommen worden. "Wir haben überwiegend jüngere Mitarbeiter, die sich untereinander glänzend verstehen - und die haben auch höchsten Respekt vor Herrn Serr." Zumal der nicht nur überaus qualifiziert, sondern auch noch ein freundlicher Mensch mit Humor sei.

Natürlich ist sich Torsten Beck bewusst, dass sein geschätzter Azubi Serr auch wieder gehen könnte. "Wir sehen es aber als unsere Pflicht, jeden, der diesen Beruf ausüben möchte, auch auszubilden - weil es einfach so wenige Facharbeiter gibt." Man sei für jeden dankbar, den man ausbilden könne. "Deshalb versuchen wir natürlich, ihn zu halten, indem wir ihm die Möglichkeit der innerbetrieblichen Fortbildung geben, damit er dann vielleicht sogar seinen Meister machen kann." Dafür bekomme er jede erdenkliche Unterstützung.

Das freut Sebastian Serr. Denn den Meister würde er schon sehr gern machen. Studieren wird er aber wohl nicht mehr: "Wenn ich meine Ausbildung hier beendet habe, bin ich schließlich schon 27, und irgendwann muss ja auch mal ein bisschen Geld hereinkommen." Er ist ganz zuversichtlich, dass das klappen wird. "Wenn Herr Beck mit mir zufrieden ist, dann hoffe ich, dass er mich übernehmen wird." Und was sagt Bauunternehmer Torsten Beck dazu? "Absolut und sehr gerne - und zwar mit Handkuss."

 
 
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